Mittelmeer-Flüchtlinge: Happy-End und Tragödie
23. September 2022Die griechische Küstenwache bestätigte, dass vor der Insel Leros am Donnerstag ein Schlauchboot mit Migranten an Bord gekentert ist. 49 Menschen hätten sich an Land retten können, doch ersten Erkenntnissen nach würden sechs Insassen vermisst. An der Suche nach ihnen seien Patrouillenboote und ein Flugzeug der europäischen Grenzschutzagentur Frontex beteiligt.
Die Flüchtlinge sollen von der türkischen Küste aus gestartet sein. In der Region herrschten am Donnerstag starke Winde. Zuvor waren am Vormittag westlich der Halbinsel Peloponnes mit 86 Migranten von einem in Seenot geratenen Boot gerettet worden. Wie der staatliche Rundfunk unter Berufung auf die Küstenwache berichtete, waren alle Passagiere wohlauf. Sie sollten zum südgriechischen Hafen Kalamata gebracht werden. Aus welchen Staaten sie stammen, war zunächst unklar.
Viele Tote vor Syrien
Bei dem Untergang eines Flüchtlingsboots vor der Küste Syriens sind neuesten Angaben zu Folge 73 Menschen ums Leben gekommen. Ihre Leichen seien vor der Hafenstadt Tartus geborgen worden, teilte das Gesundheitsministerium in Damaskus mit. 20 Überlebende würden im Krankenhaus behandelt.
Nach offiziellen Angaben berichteten Überlebende, dass das Boot vor einigen Tagen im Libanon gestartet sei. Laut libanesischem Verkehrsministerium sollen sich ursprünglich mehr als 100 Menschen an Bord befunden haben, die meisten seien Libanesen und Syrer gewesen.
Libanon als Sprungbrett
Im vergangenen Jahr hatte der Libanon einen sprunghaften Anstieg der Zahl der Migranten verzeichnet, die an seinen Küsten die gefährliche Überfahrt in überfüllten Booten nach Europa wagten. Ziel der meisten Boote ist das EU-Mitglied Zypern, das 175 Kilometer entfernt liegt.
Viele der Flüchtlinge, die vom Libanon aus über das Mittelmeer in Richtung EU aufbrechen, sind Syrer. Die sich weiter verschärfende Wirtschaftskrise im Libanon hat dazu geführt, dass auch immer mehr Libanesen fliehen.
Hunderte in Sicherheit - vorerst
Nach vielen Tagen auf dem Mittelmeer sind am Donnerstag 402 Menschen im Hafen der sizilianischen Stadt Messina von Bord der "Open Arms Uno" gegangen, erklärte die spanische Rettungsorganisation Open Arms. Erstmals seit langer Zeit beträten sie einen sicheren Ort.
Die 398 Geretteten der "Humanity 1" konnten ebenfalls nach langer Wartezeit das Schiff verlassen. Sie gingen nach Angaben der Organisation SOS Humanity im Hafen der süditalienischen Stadt Tarent von Bord. Die Geretteten, darunter 55 Kinder und 110 unbegleitete minderjährige Jugendliche, mussten zwischen acht und 16 Tagen auf dem Schiff ausharren.
Gefährliche Flucht übers Mittelmeer
Auf dem Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Nach der Rettung müssen sie oftmals Tage oder Wochen auf die Zuweisung eines Hafens warten. Das einzige Land, das diese Erlaubnisse ausspricht, ist Italien. Malta lässt schon seit Monaten keine Rettungsschiffe mehr in seine Häfen.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Jahresbeginn bei der Überfahrt mindestens 1301 Menschen ums Leben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.
mak/ack (dpa, afp, epd)