Mittelamerika: Kampf gegen die Müllflut
El Salvador, Honduras, Guatemala: Mehrere zentralamerikanische Staaten kämpfen gegen Müllmassen, die Seen und Strände bedecken. Der Abfall gefährdet nicht nur das Ökosystem, sondern auch die lokale Wirtschaft.
Meer aus Müll
Plastikflaschen aller Größen, ausrangiertes Spielzeug, alte Schuhe und andere Abfälle treiben im Stausee Cerrón Grande in El Salvador. Der 13.244 Hektar große künstliche See ist das größte Feuchtgebiet des Landes - und für Fischerei, Energiegewinnung und den Schutz der Tierwelt von großer Bedeutung. Doch die Vermüllung bedroht das Gewässer.
Fischen im Trüben
Mehr als 100 Vogelarten leben am Cerrón Grande; ihr Lebensraum ist durch die Müllflut gefährdet. Das Fische-Fangen zwischen Plastik und anderem Abfall ist für diese Kormorane ein schwieriges Unterfangen. Nicht nur die Tiere leiden, sondern auch die lokale Wirtschaft: Wochenlang konnten Fischer wegen des Mülls nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen. Inzwischen kommen auch immer weniger Touristen.
Plastik-Stillleben
Fast schon kunstvoll mutet dieses Flaschen-Ensemble im Cerrón Grande an. Die meisten Abfälle im See stammen aus dem Großraum San Salvador; die Hauptstadt des Landes liegt rund 100 Kilometer entfernt. In den Cerrón Grande fließt mit dem Rio Lempa auch der längste Fluss des Landes - und führt Müll mit sich. Nach Angaben des Umweltministeriums sind 80 Prozent der salvadorianischen Flüsse verschmutzt.
Verschwunden im Müll
Das Problem ist nicht neu, das Ausmaß schon: Mehr als 5000 Tonnen Müll treiben derzeit im Cerrón Grande, schätzt Jacinto Tobar, Bürgermeister der angrenzenden Gemeinde Potonico. Die Behörden konnten bisher nur rund 100 Tonnen davon entfernen - dieser Mann, dessen Boot zwischen den Müllmassen kaum zu erkennen ist, hilft beim Saubermachen.
David gegen Goliath
Sein kleines Holzboot treibt in den Abfallmassen im Cerrón Grande. Das Sammeln der Plastikabfälle ist ein äußerst mühsames Unterfangen angesichts der Menge des Mülls. Dutzende Arbeiterinnen und Arbeiter sind mit der Sisyphos-Aufgabe beschäftigt und auch Einheimische helfen. Bürgermeister Tobar schätzt, dass die Reinigung des Sees drei bis vier Monate dauern wird.
Zukunft ohne Müll?
Ein Pferd sucht nach einer freien Stelle im Müllteppich, der den Cerrón Grande bedeckt, um Wasser zu trinken. Kürzlich rief die salvadorianische Regierung die Kampagne "Null Müll" aus: "Was können wir für die Zukunft erhoffen, wenn wir uns nicht um unsere Umwelt kümmern, wenn wir unsere Straßen, Flüsse, Seen, Wälder und Strände verschmutzen?", fragte Präsident Nayib Bukele.
Grüne Suppe
Nicht nur in El Salvador sind Gewässer von Vermüllung betroffen: Im Nachbarstaat Guatemala sammeln sich Unmengen von Abfällen im Amatitlán-See. Der Müll wird von mehreren Flüssen in den See getragen, insbesondere nach starken Regenfällen. Das Wasser hat sich teilweise grün verfärbt - der See droht zu ersticken.
Verschmutztes Erholungsgebiet
Trotz der Verschmutzung ist der Amatitlán-See, der weniger als 30 Kilometer südlich von Guatemala-Stadt liegt, ein Erholungs- und Tourismuszentrum für Tausende von Guatemalteken. Die Behörden bemühen sich um seine Rettung: Jedes Jahr versuchen Arbeiterinnen und Arbeiter so wie hier, der Müllmassen Herr zu werden. Aber das erfordert Geld und politischen Willen.
Rettungsmission für den Amatitlán-See
Expertinnen und Experten fürchten, dass der See bald zu einem Sumpf werden könnte. Doch noch ist das Gewässer nicht tot: Mit Barrieren, die dieses blaue Schiff gerade verlegt, wird versucht, die Müllflut einzudämmen, um sie leichter abfischen zu können. Der größte Teil des Abfalls kommt aus der guatemaltekischen Hauptstadt.
Grenzenloser Abfall
Der Müll aus Guatemala verschmutzt nicht nur einheimische Gewässer: Der eigentlich malerisch schöne Karibik-Strand Omoa im Nachbarstaat Honduras ist mit Abfall übersät, den der Fluss Las Vacas von einer guatemaltekischen Mülldeponie hierher trägt - nach Angaben der NGO Ocean Cleanup etwa 20.000 Tonnen pro Jahr. Der unfreiwillige Müll-Export führte bereits zu Spannungen zwischen beiden Ländern.
Spitze des Müllbergs
Expertinnen und Experten zufolge schwimmen nur 30 Prozent des Mülls; der Rest sinkt auf den Grund der Gewässer. Der hier zu sehende Müll am Strand von Omoa ist also im wahrsten Sinne des Wortes nur die Spitze des Eisbergs. Nach Angaben der Vereinten Nationen gelangen jedes Jahr elf Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere - diese Zahl könnte sich in den nächsten 20 Jahren verdreifachen.