Mittelamerika: Die "Karawane" ist gestoppt
Abermals haben sich Tausende Menschen in Mittelamerika zusammengeschlossen, um in die USA zu ziehen. Nun wurden sie in Guatemala gewaltsam aufgehalten. Sicherheitskräfte wollen den Tross zur Umkehr bewegen.
Gemeinsam gen Norden
Vergangene Woche sammelten sich Tausende Menschen in San Pedro Sula, der zweitgrößten Stadt in Honduras, um sich auf den Weg in die USA zu machen. Ihr Weg führt durch Guatemala und Mexiko. Die Routen nach Texas sind 3000 Kilometer lang, die nach Kalifornien 4500. Wirklich willkommen werden sie nirgendwo sein.
Armut, Kriminalität und Naturgewalt
Honduras gehört zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Seit einigen Jahren übernehmen kriminelle Banden zunehmend die Kontrolle. Der Staat kann seine Bürger kaum gegen sie schützen. Im November 2020 dann machten zwei Hurrikane Zehntausende Menschen obdachlos und stürzten das Land in eine zusätzliche Krise. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung soll von den Folgen direkt betroffen sein.
Hoffnung auf Biden?
Die Wahl des neuen US-Präsidenten könnte die Hoffnung der Menschen beflügelt haben, Asyl in den USA zu erhalten. Joe Bidens Mitarbeiter haben aber schon angedeutet, dass sich die US-Grenze nicht von heute auf morgen öffnen werde. Biden hatte im Wahlkampf eine mildere Migrationspolitik angekündigt. Vor allem will er aber die Herkunftsländer stärken, damit die Menschen dort bleiben.
Guatemala will Migranten nicht durchlassen
Am vergangenen Wochenende erreichte die neue "Karawane" die Grenze zu Guatemala. Die dortigen Behörden forderten die Migranten zur Rückkehr auf, doch letztlich durften sie passieren. Es seien zu viele Frauen und Kinder unter ihnen gewesen, um sie gewaltsam aufzuhalten, hieß es offiziell. Bis Samstag haben nach Angaben der guatemaltekischen Behörden mindestens 9000 Honduraner die Grenze überquert.
Polizei stoppt Migranten
Etwa 50 Kilometer weiter, im Weiler Vado Hondo, verstellten die Polizisten einer Gruppe von rund 3500 Migranten dann doch den Weg. Als diese die Sperre durchbrechen wollten, so die offizielle Erklärung, habe man sich mit Schlagstöcken und Tränengas gewehrt. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR wurden elf Migranten und zwei Polizisten verletzt.
Auch Mexiko macht dicht
Einige Hundert Migranten sollen es trotzdem geschafft haben, ihren Weg fortzusetzen. Allzu weit werden sie nicht kommen, wenn es nach den Sicherheitskräften geht. Deren Präsenz hat auch Mexiko an seiner Grenze zu Guatemala mittlerweile verstärkt.
Busse in die Heimat
Behörden aus den USA, Mexiko und Guatemala haben den Migranten deutlich gemacht, dass man ihr Vorhaben nicht dulden werde. Als Ausweg bot ihnen die Ausländerbehörde Guatemalas an, sie mit Bussen und LKW in ihre Heimat zurückzubringen. Weniger als 1600 seien dem bisher gefolgt, hieß es am Montagmorgen.
Nicht die erste Karawane
Seit 2018 haben sich immer wieder Menschen aus Mittelamerika in großen Gruppen auf den Weg Richtung Norden gemacht. Insbesondere aus den ärmsten Ländern der Region, Nicaragua und Honduras, fliehen Menschen vor Armut, Kriminalität und autoritärer Staatsgewalt. Damals bürgerte sich auch bei den Migranten der Begriff "Karawane" ein. Die aktuelle dürfte kaum die letzte gewesen sein.