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Mit Herz und Kampf zur EM-Sensation?

Calle Kops sid, dpa
3. Juli 2016

Favorit und Titelkandidat gegen - einfach nur - Island. Schafft es die herzerfrischende Truppe aus dem Norden, die mit Stars gespickten Franzosen aus dem Heim-Turnier zu werfen? Der Druck lastet auf dem Gastgeber.

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Der isländische Keeper Hannes Halldorsson (l.) jubelt mit seinem Mannschaftskameraden Gylfi Sigurdsson (r.) (Foto: picture_alliance/augenklick/rauchensteiner)
Bild: picture_alliance/augenklick/rauchensteiner

Islands Sensations-Team hat sich sogar schon auf ein Elfmeterschießen vorbereitet. Der große Favorit Frankreich nicht. Die Equipe tricolore will die Viertelfinalpartie der Fußball-EM am heutigen Sonntag (21 Uhr MESZ, ab 20:45 Uhr im DW-Liveticker) im Stade de France von Saint Denis vorher entscheiden. Übermütig präsentiert sich der Titelkandidat vor dem Duell mit dem krassen Außenseiter dennoch nicht. Das Team des Gastgeberlandes wird nicht müde zu betonen, wie viel Respekt jeder einzelne vor den willensstarken Isländern hat. Und die Wikinger kündigen an, ihre bedingungslosen Kämpferqualitäten wieder einzubringen.

Die Partie gegen Frankreich "ist unser größtes, unser wichtigstes Spiel", sagte Mittelfeldspieler Birkir Bjarnason. Die Taktik der tapferen Nordmänner, die schon mit dem 2:1 im Achtelfinale gegen England Geschichte geschrieben haben, war in den vergangenen Tagen bemerkenswert. Verstecken? Angst? Respekt? Nichts da! Island redete der Grande Nation Zweifel ein. Und es funktioniert.

Der Druck des Favoriten

"Island gehört bis hierhin zu den besten Mannschaften, wir dürfen sie nicht unterschätzen", sagte Abwehrspieler Bacary Sagna, der den Sensationsgegner mit Englands Meister Leicester City verglich. Er betonte aber auch: "Die größte Gefahr sind wir selbst." Für die Equipe tricolore "zählt nur der Sieg, sonst nichts", sagte Sagna: "Wenn wir schon im Viertelfinale ausscheiden, sind wir gescheitert. Aber ich denke nicht über eine Niederlage nach, ich sehe mich noch nicht im Urlaub." Und wenn doch? Der Druck könnte kaum größer sein - und genau damit spielt der krasse Außenseiter genüsslich.

Didier Deschamps gestikuliert an der Seitenlinie (Foto: Reuters/P. Rossignol)
Nur nicht übermütig werden, warnt Nationalcoach Didier Deschamps seine Franzosen vor dem EM-Debütanten IslandBild: Reuters/P. Rossignol

Mit jeder Stunde, mit jeder neuen Kampfansage der Wikinger wachsen leise kleine Zweifel. Aus dem Glücklos Island ist fast schon ein kleiner Angstgegner geworden. "Sie sind nicht zufällig hier", betonte Frankreichs Trainer Didier Deschamps. "Das hat schon die Qualifikation gezeigt. Sie verdienen es und haben es niemandem gestohlen." Kapitän Hugo Lloris mahnte, dass die "mentale Stärke den Unterschied machen" werde. "Es gibt in Europa keine 'Kleinen' mehr. Island hat einen großartigen Lauf", sagte der Torwart: "Sie haben zwei oder drei Top-Spieler. Und sie spielen mit viel Herz. Wir haben sehr viel Respekt, wir werden nicht überrascht sein."

Die Lockerheit des Außenseiters

"Von den Franzosen wird enorm viel erwartet", glaubt Trainer Lars Lagerbäck. Eine französische Niederlage, "oh das wäre nicht gut ...", ergänzte er. "England stand unter einem so extremen Druck, dass sie gegen uns verloren haben. Für Frankreich ist es genau dasselbe", sagte der zweite Trainer der Nordmänner, Heimir Hallgrimsson.

Damit nicht genug, der verschmitzte Hallgrimsson stichelte ein wenig, als er ergänzte: Das Spiel gegen Frankreich sei das "wichtigste Spiel" der isländischen Fußball-Geschichte, "und das Spiel, das danach kommt, wird dann wieder das wichtigste sein". Das Spiel danach! Doch selbst, wenn Island ausscheiden sollte, "dann würde sich die Welt bestimmt nicht aufhören zu drehen", sagte Hallgrimsson: "Das ist unser großes Plus."

ck/to (sid, dpa)