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Mit guter Laune zu Gold

Tobias Oelmaier11. Februar 2014

Natalie Geisenberger war bisher eine sehr erfolgreiche Sportlerin, aber kein Topsstar. Das könnte sich nach dem Olympiasieg ändern. Das Potenzial hat sie auf jeden Fall.

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Natalie Geisenberger (Foto: dpa)
Bild: Getty Images/Bongarts/Matthias Rietschel

Auf ihrer Homepage gibt Natalie Geisenberger als Autogrammadresse noch eine private Anschrift an. Mit dem Hinweis: "Bitte frankierten Rückumschlag beilegen". Nach ihrem Gold-Coup von Sotschi wird sie ihre Daten wohl bald überarbeiten müssen, denn das Interesse an ihr wird nach ihrem Olympiasieg schlagartig wachsen.

Natalie Geisenberger ist mit ihrem Olympiasieg schon jetzt eine der ganz Großen des Rodelsports. In Vancouver vor vier Jahren hatte sie noch im Schatten ihrer Teamkameradin und Rivalin Tatjana Hüfner gestanden, was sie ärgerte: "Ich habe zu oft den Sieg weggeworfen", harderte sie mit sich selbst - und arbeitete konsequent an ihren Schwächen. Jetzt ist die 1,83 Meter große Modellathletin da, wo sie immer hinwollte: ganz oben. Mit Gold, WM-Titeln und den beiden Erfolgen im Gesamtweltcup ausgestattet, ist sie die absolute Nummer eins. Von der Leistungsfähigkeit hatte es daran auch schon vor ihren vier nahezu perfekten Läufen im Eiskanal von Sanki keinen Zweifel gegeben, aber dass sie mit dem Druck bei Olympia umgehen kann, musste die 26-jährige Polizeibeamtin noch beweisen. Und das ist ihr eindrucksvoll gelungen.

Der "Hackl Schorsch" macht die Kufen

Ihr Erfolgsgeheimnis: Gute Laune. Nicht umsonst nennt sich die Berchtesgadener Trainingsgruppe mit Olympiasieger Felix Loch und den beiden Doppelsitzern Tobias Wendl und Tobias Arlt bei facebook "Trainingsgruppe Sonnenschein". "Wenn man Spaß hat und ein bisserl lacht", sagte sie, "dann lebt es sich viel einfacher."

Die deutschen Rennrodler Felix Loch, Natalie Geisenberger, Tobias Arlt und Tobias Wendl posieren für ein Foto.
"Trainingsgruppe Sonnenschein": Felix Loch, Natalie Geisenberger, Tobias Arlt und Tobias Wendl (v.l.).Bild: picture-alliance/dpa

Um ihr Material, sprich: um ihren Schlitten, muss Geisenberger sich keine Gedanken machen. Das übernimmt Rodel-Legende und Material-Tüftler Georg Hackl für sie. "Man kann unheimlich viel von ihm lernen", sagt Geisenberger über Hackl und zeigt dies im Eiskanal: Am Start ist die athletisch starke Bayerin momentan regelmäßig eine der Besten, das Gefühl für die Ideallinie im Eiskanal scheint ihr von Natur aus gegeben.

Rodel-Schnupperkurs als Grundschülerin

Begonnen hatte alles schon in der Grundschule. Gemeinsam mit ihrer Schulklasse absolvierte sie auf der Kunsteisbahn am Königssee ein "Schnuppertraining", mit dem der Leiter des Rodelstützpunktes Miesbach, Gert Schabbehard, junge Rodeltalente an den Sport heranführen wollte. Bei Geisenberger klappte das zunächst nicht. Lieber fuhr sie Ski. Erst ein Jahr später bei einem Jugendrennen funkte es zwischen ihr und dem Eiskanal. Es sei "diese Geschwindigkeit, dieses Feeling, das ganze Umfeld einfach, dass sie immer wieder fasziniere und nicht loslasse. Die Folge: Im Alter von 15 Jahren wurde Natalie Geisenberger Junioren-Weltmeisterin.

Dank ihres großen Ehrgeiziges, sich vor allem gegen die starke nationale Konkurrenz durchzusetzen, arbeitete sie sich in die Weltspitze vor. Aktuell blickt Natalie Geisenberger, die als Hobbys Golf, Tiere, Musik, Fotografieren, Freunde und Sport angibt, auf eine perfekte Saison schlechhin: Sieben von acht Weltcups, an denen sie teilnahm, hat sie auch gewonnen, der Weltcup-Gesamtsieg, der zweite in Folge, war so nur logisch. Dazu jetzt das Einzel-Gold von Sotschi, und am Donnerstag (13.02.2014) müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn in der Team-Staffel nicht der nächste Olympiasieg herausspringen sollte.

Und spätestens dann wäre der Weg frei zu einem der Superstars des deutschen Wintersports. Mit guter Laune, telegenem Äußeren und herausragenden Erfolgen hat sie auf jeden Fall das Zeug dazu. Schade nur, dass sie dann wohl ihre häusliche Autogrammadresse ganz schnell gegen die einer Agentur austauschen wird.