Mit den Corona-Lockerungen kommen die Babys
18. Juni 2021Im März 2021 sind in Deutschland so viele Kinder zur Welt gekommen wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Laut Statistischem Bundesamt wurden im März fast 66.000 Kinder geboren, so viele wie zuletzt 1998. Ein Jahr zuvor, im März 2020, waren es noch etwa 10 Prozent weniger als in diesem März.
Dieser kleine Babyboom ist nicht nur in Deutschland zu beobachten, auch in den meisten Ländern Europas war die Geburtenrate in diesem März höher als sonst. Zwar liegen noch nicht Daten aus allen europäischen Ländern vor, aber in Rumänien z.B. nahm die Geburtenrate laut Statistischem Bundesamt um 15 Prozent zu, in Estland und Litauen um 13 Prozent und in den Niederlanden, Finnland und Ungarn um 10 Prozent.
Solch einen deutlichen Anstieg verzeichnen zwar die von der Corona-Pandemie besonders stark betroffenen europäischen Länder wie Spanien, Frankreich oder Belgien nicht, aber auch dort haben sich zumindest die anfänglich stark rückläufigen Geburtenzahlen stabilisiert.
Die Suche nach den Gründen
Wissenschaftlich betrachtet kann man nur vermuten, was zu dem kleinen Babyboom führte: Rechnet man die neun Monate Schwangerschaft zurück, dann fällt er mit den Lockerungen nach der ersten Corona-Welle zusammen. Im vergangenen Mai schien das Schlimmste überstanden zu sein, die Inzidenzen gingen zurück, der Sommer stand vor der Tür.
Statistisch betrachtet steht der Anstieg also in einem zeitlichem Zusammenhang mit dem Abflachen der ersten Welle der Corona-Pandemie in Deutschland und den Lockerungen ab Anfang Mai 2020.
Aber die tatsächlichen Gründe für den Babyboom müssen noch untersucht werden: Nach Ende der Lockerungen konnte man sich einerseits wieder leichter treffen oder kennenlernen. Anderseits bot der Lockdown vielen Paaren mit Kinderwunsch auch mehr Zeit für Zweisamheit.
Kein Kinderwunsch in Krisenzeiten
In Krisenzeiten geht die Geburtenrate grundsätzlich zurück und so war es auch in der Corona-Krise. Als Gründe werden meist wirtschaftliche und soziale Unsicherheiten oder ganz generell Zukunftsängste genannt. Möglicherweise stellen Paare in finanzieller Not ihren Kinderwunsch zunächst einmal oder auch längerfristig zurück. Sehr deutlich zeigte sich dies etwa in den USA, wo die Geburtenrate seit der Finanzkrise 2007 rückläufig ist.
In der Corona-Krise kamen zusätzliche Herausforderungen hinzu, die möglicherweise auch für einen Geburtenrückgang bzw. eine Stagnation verantwortlich waren, etwa die Angst vor einer Erkrankung, der belastende Lockdown oder auch fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
Ähnlicher Effekt in neun Monaten?
Und jetzt? Wieder scheint zumindest in Teilen der Welt das Schlimmste überstanden zu sein, die Inzwidenzwerte gehen signifikant zurück, die Impfrate steigt deutlich, die strikten Beschränkungen können zurückgenommen werden.
Nach der nicht enden wollenden Lockdown-Phase mit immer strengeren Bestimmungen kehrt mit dem Sommer die Lebensfreude und auch die Zuversicht zurück.
Nicht nur statistisch dürfte es interessant sein, ob sich dies auch in neun Monaten, also im Frühjahr 2022, durch einen erneuten deutlichen Anstieg der Geburtenrate widerspiegelt.