Mission "Selbstvertrauen tanken" missglückt
3. Oktober 2018Vor der Begegnung mit seinen Landsleuten hatte Arjen Robben betont, er wolle sich und seinen Mitspielern "nichts von Krise oder was auch immer" einreden lassen. Er verwies - wie auch Bayern-Coach Niko Kovac - auf die zuletzt schlechte Chancenverwertung. Wäre die besser, sagte Kovac, "würden wir jetzt über etwas anderes reden".
An der schlechten Chancenverwertung lag es nicht, dass im ersten Heimspiel der UEFA Champions League nicht mehr als ein schmeichelhaftes 1:1 heraussprang. Mehr noch: Kovac dürfte nach dieser dürftigen Vorstellung der Wind an der Säbener Straße noch kälter ins Gesicht wehen. Er und seine Mannschaft hatten gegen die mutigen, spritzigeren und spielerisch besseren Niederländer sogar Glück, nicht als Verlierer vom Platz gehen zu müssen.
München legt Blitzstart hin
Zwar begannen die Münchner stark, mit großem Offensivdrang, aggressivem Vorchecking und einem frühen Tor: In der 4. Minute nickte Mats Hummels eine Flanke von Robben ein. Aber nach nicht einmal einer Viertelstunde begann der Bayern-Motor zu stottern. Ajax kam zu ersten Chancen - auch weil das Team von Kovac die gleichen Defensiv-Schwächen offenbarte wie zuletzt in der Liga. Zum Ausgleich führte eine recht einfache Kombination. Mit einem Doppelpass narrten Dusan Tadic und Noussrai Mazraoui die Münchner Abwehr, Letzgenannter schloss zum 1:1 ab Danach war es mit der "Mia san mia"-Herrlichkeit endgültig vorbei.
Beim Kovac-Ensemble - zu dem auch der in Berlin fehleranfällige Abwehrchef Jerome Boateng gehörte - haperte es wie zuletzt nicht nur beim Defensivverhalten, sondern auch im Spielaufbau und in Sachen Zielstrebigkeit. Selbst die erfahrensten Bayern-Akteure wirkten gehemmt und mutlos. Von den Schaltstellen im Mittelfeld, Javi Martinez, Thomas Müller und Thiago, gingen kaum Impulse aus und Robert Lewandowski im Sturmzentrum bekam keine Bindung zum Spiel.
Neuer rettet das Remis
Fast eine Stunde lang - von der 19. Bis zu 77. Minute - sahen die Bayern-Fans keine einzige Chance ihrer Mannschaft. Erst nach einem schönen Pass des eingewechselten Serge Gnabry auf James Rodriguez, der am reaktionsschnellen Ajax-Keeper André Onana scheiterte, gab es für sie mal wieder Grund zum Klatschen. Doch die Gäste aus Amsterdam, die kreativ, strukturiert und schnell kombinierten, waren davor und danach dem Siegtreffer näher als die Hausherren. In der Nachspielzeit rettete Keeper Manuel Neuer bei einem platziert geschossenen Freistoß von Lasse Schöne seinem Team noch das Remis.
Die anschließende Analyse des Bayern-Keepers fiel ebenso schwammig aus wie zuvor die Spielweise seiner Kollegen: "Aus den letzten drei Partien haben wir zu wenig Zählbares mitgenommen, aber es war heute kein einfaches Spiel für uns." Deutlicher wurde sein Mannschaftskollege Müller: "In den letzten drei Spielen stimmen die Ergebnisse nicht, auch die Spielweise ist verbesserungswürdig", sagte Müller. Zwar habe der Einsatz gestimmt. Aber: "Es ging zu viel hin und her mit zu vielen einfachen Ballverlusten."
Erst mal in die Länderpsielpause retten
Müller warb darum "weiterhin positiv zu bleiben": "Jetzt müssen wir uns neu sortieren und unseren Blick auf den Samstag richten." Dann wartet in der Liga Borussia Mönchengladbach. "Und dann ist erstmal Länderspielpause", meinte Müller. Bis zu deren Ende dürfte die Gnadenfrist für Trainer Kovac wohl noch halten. Allzu lange werden sich die Bayern-Bosse ähnlich dürftige Auftritte ihres Millionen-Ensembles aber wohl nicht mehr anschauen.
"Es ist wichtig, dass wir sofort eine Reaktion zeigen und wieder in die Erfolgsspur zurückfinden", hatte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kurz vor Anpfiff der Partie noch gefordert. Auch das ging gründlich daneben.