Solidarisch mit Mädchen in Nigeria
11. Juni 2014"Wir haben bewusst eine Schule für muslimische Mädchen gewählt", sagte Gerd Müller (CSU) bei dem Besuch der Schule in der südlichen Stadt Ijebu-Ode, etwa 100 Kilometer von der Millionenmetropole Lagos entfernt. "Die Mädchen sind das Rückgrat des Landes, sie wollen und müssen zur Schule gehen können", sagte der Minister mit Blick auf die Terrororganisation Boko Haram, die Mädchen das Recht auf Bildung verweigert.
Zuvor hatte eine Schülerin erklärt, viele ihrer Altersgenossinen hätten seit der Entführung von mehr als 270 Mädchen durch islamistische Terroristen im Nordosten des Landes Angst, in die Schule zu gehen. "Auch viele Eltern wollen ihre Töchter nicht mehr in die Schule schicken", sagte die 15-jährige Olorunoje Idera Nimotalai.
Befreiung aus Hunger, Perspektivlosigkeit und Gewalt
Müller betonte: "Der Staat muss ihnen Sicherheit gewährleisten." Das Leid der Verschleppten müsse Anlass sein, sich für eine bessere Zukunft für alle Mädchen und für Gleichberechtigung einzusetzen. "Der größte Wunsch dieser Mädchen ist es, sich zu befreien aus dem, was ihre Eltern erleiden müssen: Hunger, Perspektivlosigkeit und Gewalt", sagte der Minister.
Mitte April waren in der Ortschaft Chibok im Nordosten Nigerias mehr als 270 Schülerinnen von der Terrorgruppe Boko Haram aus einer Schule verschleppt worden. Etwa 30 von ihnen konnten fliehen. Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der Name bedeutet "Westliche Bildung ist Sünde". Seit Anfang des Jahres kamen bei Anschlägen der Gruppe mehr als 3300 Menschen ums Leben.
Entspannung ist nicht in Sicht: Im Bundesstaat Plateau in Mittelnigeria starben mindestens acht Menschen als eine Kirche in Brand gesetzt wurde. Die Behörden vermuten auch hinter dieser Gewalttat die Boko Haram. Die Terrorgruppe drohte unterdessen auch Anschläge auf Public-Viewing-Veranstaltungen während der Fußball-WM in Brasilien an. Die Behörden bestätigten, es gebe Hinweise, dass Zuschauermassen vor Großleinwänden Ziel von Attacken werden könnten.
Große Armut trotz reicher Ölvorkommen
Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und vor allem wegen seines Ölreichtums die stärkste Volkswirtschaft des Kontinents noch vor Südafrika. 110 Millionen der insgesamt rund 170 Millionen Einwohner leben aber in Armut - so viel wie nirgendwo sonst in Afrika.
Bundesentwicklungsminister Müller hält sich bis einschließlich Freitag zu einem dreitägigen Besuch in dem westafrikanischen Land auf. Neben Gesprächen mit Hilfsorganisationen und Wirtschaftsvertretern ist an diesem Donnerstag auch ein Treffen mit dem nigerianischen Staatspräsidenten Goodluck Jonathan geplant. Müller will sich zudem mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften treffen.
haz/nis (epd, dpa, sid)