Elf Tote bei neuem Erdbeben in der Türkei
20. Februar 2023Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad sprach sogar von zwei Beben der Stärke 6,4 und 5,8 in Hatay. Sie berichtete außerdem von mehreren Nachbeben. Nach jüngsten Meldungen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu starben bislang sechs Menschen. Die Rettungskräfte hätten in der Provinz Hatay in der Nacht drei Tote aus den Trümmern geborgen. Zuvor waren nach offiziellen Angaben bereits drei Menschen ums Leben gekommen. Fast 300 Menschen wurden demnach verletzt.
Im benachbarten Syrien soll es mindestens fünf Tote und etwa 470 Verletzte geben. Diese Zahlen stammen nicht von offizieller Seite, sondern von der oppositionsnahen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die ihren Sitz in London hat. Sie stützt ihre Angaben auf örtliche Informanten. In den Städten Aleppo, Tartus und Hama seien Anwohner in Panik geraten und etwa aus ihren Häusern gesprungen. Der Chef der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed al-Saleh, meldete 150 Verletzte für die syrischen Regionen, die von Rebellen gehalten werden. Nach Angaben der Hilfsorganisation SAMS stürzten in mehreren Orten nahe Aleppo Häuser ein.
In der türkischen Stadt Antakya fuhren Krankenwagen in einen Bereich nahe der Innenstadt, der vom Beben besonders betroffen war. Rettungsteams waren in der Stadt unterwegs. Einwohner strömten auf die Straßen rund um den zentralen Park und setzten mit ihren Handys Notrufe ab. In den sozialen Medien wurden Videos veröffentlicht, in denen Menschen im Flughafen Antakyas in Panik in Deckung gingen, als das Beben das Gebäude erschütterte. Aus einigen Orten wurden Stromausfälle gemeldet.
Beben auch in Israel und im Irak zu spüren
Das Beben war laut Medienberichten auch in Israel, im Irak und im Libanon zu spüren. In mehreren Orten nahe der syrischen Stadt Aleppo seien erneut Häuser eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SAMS. Darunter sei auch die Kleinstadt Dschindiris, die schon vor zwei Wochen stark von den Beben getroffen wurde.
Am 6. Februar hatte frühmorgens ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Das Epizentrum lag in beiden Fällen in der südtürkischen Provinz Kahramanmaras.
Mehr als 48.000 Menschen sind ums Leben gekommen
Die Zahl der Todesopfer ist mehr als zwei Wochen nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei auf mehr als 42.300 gestiegen. Das teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mit. In Syrien sind bisher rund 5900 Tote im Zusammenhang mit den verheerenden Beben am 6. Februar gezählt worden. Die Zahlen werden nur noch unregelmäßig aktualisiert. Insgesamt sind damit in beiden Ländern infolge der Erdbeben mehr als 48.000 Menschen ums Leben gekommen.
Seit den Beben kehrten viele Anwohner in der Region - soweit die Gebäude noch bewohnbar waren - nur zögerlich in ihre Häuser zurück. Viele übernachteten in Zelten unter freiem Himmel oder in Autos aus der Sorge vor Nachbeben.
Berlin stellt zusätzlich 50 Millionen Euro zur Verfügung
Deutschland wird die Finanzhilfe für die Opfer der Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet so gut wie verdoppeln. Die Bundesregierung stelle zur Unterstützung der Menschen zusätzlich 50 Millionen Euro zur Verfügung, kündigte Außenministerin Annalena Baerbock bei einem gemeinsamen Besuch mit Innenministerin Nancy Faeser im südosttürkischen Krisengebiet an.
Insgesamt stellt Deutschland damit seit den verheerenden Erdstößen vom 6. Februar 108 Millionen Euro für die Erdbebenopfer zur Verfügung. Von den 50 Millionen Euro, die nun zusätzlich zur Verfügung gestellt werden, sollen demnach 33 Millionen Euro Betroffenen in der Türkei zu Gute kommen, 17 Millionen Euro jenen in Syrien.
Die beiden Ministerinnen wollen zudem weitere Hilfsgüter des Technischen Hilfswerks (THW) an den türkischen Katastrophenschutz übergeben - darunter Zelte, Feldbetten und Schlafsäcke. Ferner sind Treffen mit Mitarbeitern von Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen sowie der Besuch einer Zeltstadt für Erdbebenopfer in der Region Kahramanmaras geplant. Schließlich soll es Gespräche über das Visumverfahren für Menschen aus der Katastrophenregion geben, die Angehörige in Deutschland haben.
nob/sti/uh/jj/qu (dpa, afp)