1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikGlobal

36 Tote bei IS-Attacke in Dschalalabad

3. August 2020

Die ostafghanische Provinz Nangahar war lange eine Hochburg der Terrormiliz. Und immer noch hat der IS die Macht, verheerende Gewalttaten zu verüben. Offenbar war der Angriff in der Provinzhauptstadt ein Racheakt.

https://p.dw.com/p/3gLTY
Bewaffnete Kräfte postieren sich vor dem Gefängnis von Dschalalabad (Foto: picture-alliance/dpa/R. Gul)
Bewaffnete Kräfte postieren sich vor dem Gefängnis Bild: picture-alliance/dpa/R. Gul

Bei der Attacke auf ein Gefängnis in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad und anschließenden Feuergefechten sind nach unterschiedlichen Behördenangaben bis zu 36 Menschen getötet worden. Unter den Getöteten befänden sich Angreifer, Häftlinge, Zivilisten und Angehörige der Sicherheitskräfte. Zu dem Angriff bekannte sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) über ihr Propaganda-Sprachrohr Amak. Die Zahl der Toten könnte weiter steigen, da viele der mehr als 50 Verletzten in Lebensgefahr schweben.

1000 Häftlinge geflohen - und wieder gefasst

Die am Sonntag ausgebrochenen Kämpfe zwischen den rund 30 Extremisten und Sicherheitskräften dauerten noch bis zum Montagnachmittag an. Einige der Angreifer hätten sich zuletzt innerhalb und außerhalb des Gefängnisses verschanzt, teilte die Regierung der Provinz Nangahar mit. Rund 1000 Häftlinge, die während der Attacke geflohen waren, seien inzwischen wieder festgenommen worden. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich laut Sicherheitskreisen mehr als 1700 Insassen in der Haftanstalt - die meisten von ihnen Kämpfer des IS und der radikalislamischen Taliban.

Sicherheitskräfte fahren mit entflohenen und später wieder gefassten Häftlingen zurück in das Gefängnis von Dschalalabad (Foto: Reuters/Parwiz)
Sicherheitskräfte fahren mit entflohenen und später wieder gefassten Häftlingen zurück in das GefängnisBild: Reuters/Parwiz

Dschalalabad liegt etwa 130 Kilometer östlich der afghanischen Hauptstadt Kabul an einer Schnellstraße, die nach Pakistan führt. Die Grenzregion gilt als Rückzugs- und Unterschlupfgebiet vieler Extremisten. Erst am Samstag hatte Afghanistans Inlandsgeheimdienst den Tod des IS-Anführers Assadullah Oroksai verkündet, der von Spezialkräften in der Nähe von Dschalalabad getötet worden sei. Im April konnten Spezialkommandos den Anführer des IS-Ablegers in Afghanistan, Aslam Faruki, festnehmen.

Noch 2200 IS-Kämpfer in Afghanistan

Nangarhar mit der Provinzhauptstadt Dschalalabad galt einst als Hochburg des IS in Afghanistan, bevor die Kabuler Regierung Ende 2019 den militärischen Sieg über die Terroristen verkündet hatte. Dennoch verübt der "Islamische Staat" immer wieder Anschläge. Laut einem Bericht des UN-Sicherheitsrats operieren rund 2200 IS-Kämpfer in Afghanistan. 

Der Präsident von Afghanistan, Aschraf Ghani (Foto: picture-alliance/Photoshot/R. Alizadah)
Der Präsident von Afghanistan, Aschraf Ghani, kommt nur mühsam weiter, was das Verhältnis zu den Taliban angeht Bild: picture-alliance/Photoshot/R. Alizadah

Anlässlich des islamischen Opferfestes Eid al-Adha, das noch bis diesen Montag andauert, hatten die afghanische Regierung und die Taliban eine dreitägige Waffenruhe vereinbart. Sowohl Präsident Aschraf Ghani als auch die Islamisten hatten im Vorfeld signalisiert, dass womöglich sofort nach dem Opferfest Friedensgespräche beginnen könnten. Die Taliban wiesen daher schon kurz nach Beginn der Attacke jede Verantwortung dafür zurück.

Ringen um innerafghanische Friedensgespräche

Seit Monaten planen Afghanistans Regierung und die Taliban Friedensgespräche. Doch um Streit um einen Gefangenentausch waren diese ins Stocken geraten. Der Konflikt im Land geht indes weiter. Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha (Katar) ein Abkommen unterzeichnet. Es sieht einen Abzug der internationalen Truppen sowie einen Gefangenenaustausch als vertrauensbildende Maßnahme vor und soll den Weg für innerafghanische Friedensgespräche bereiten. Im Gegenzug versicherten die Taliban, ihre Beziehungen mit anderen Terrororganisationen zu beenden. Laut einem Bericht des UN-Sicherheitsrats bestehen aber immer noch Verbindungen zu Al-Kaida.

sti/AR (afp, ap, dpa, rtr)