Mindestens 27 Tote durch Hurrikan "Matthew"
6. Oktober 2016Mit Windgeschwindigkeiten von 230 Kilometern pro Stunde ist der Wirbelsturm "Matthew" über Haiti, die Dominikanische Republik und Kuba hinweggefegt. Vor allem im Süden Haitis richtete der Hurrikan große Schäden an. Dort kamen mindestens 23 Menschen ums Leben. Häuser stürzten ein, Bäume knickten um, Straßen wurden überflutet. In der benachbarten Dominikanischen Republik wurden nach vorläufigen Angaben mindestens vier Menschen getötet.
USA bereiten sich auf "Matthew" vor
Mehr als 9000 Haitianer wurden in Notunterkünften wie Schulen und Kirchen untergebracht. Die USA schickten unterdessen neun Militärhubschrauber nach Haiti, um die Rettungsarbeiten in dem verarmten Karibikstaa t zu unterstützen. Zudem würden drei Marineschiffe, darunter ein Flugzeugträger und ein Krankenhausschiff, in die Katastrophenregion verlegt, teilte das US-Militär mit. Zwischen 150 und 200 Soldaten seien an den Hilfseinsätzen beteiligt.
In den USA wurden 1,5 Millionen Menschen aufgefordert, die südöstlichen Küstengebiete zu verlassen. Floridas Gouverneur Rick Scott warnte die Bevölkerung: Man müsse sich darauf vorbereiten, direkt von dem Sturm getroffen zu werden. Das könne katastrophal werden. "Matthew" ist der stärkste Sturm in der Region seit einem Jahrzehnt. Zwischenzeitlich erreichte der Sturm die höchste Kategorie fünf, mit der Kategorie vier wütete er in Haiti und im Osten Kubas, bevor er sich am Mittwoch auf Stufe drei abschwächte.
Haiti steckt in politischer Krise
Wegen der Folgen von "Matthew" wird die ursprünglich für Sonntag geplante Präsidentenwahl in Haiti verschoben. "Die jüngsten Vorkommnisse machen die Wahl unmöglich", sagte der Leiter der Wahlbehörde, Léopold Berlanger. "Wir werden gemeinsam mit der Regierung und den nationalen und internationalen Partnern am Mittwoch kommender Woche oder später einen neuen Wahltermin bekanntgeben."
Haiti steckt in einer politischen Krise: Ein Dauerstreit zwischen Regierung und Opposition lähmt das Land. Das Ergebnis der bisher letzten Wahl im vergangenen Oktober war wegen Manipulationsvorwürfen annulliert worden. Die Opposition hatte den Sieg des Regierungskandidaten Jovenel Moïse in der ersten Wahlrunde nicht akzeptiert und von Wahlbetrug gesprochen. Die Europäische Union und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bewerteten die Wahl hingegen als grundsätzlich frei und fair.
Armenhaus Amerikas
Das im Westteil der Karibikinsel Hispaniola gelegene Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt nach Angaben der Weltbank 68 US-Dollar (rund 61 Euro) im Monat, die Lebenserwartung der 10,4 Millionen Haitianer liegt im Schnitt bei nur 63 Jahren. Ein verheerendes Erdbeben verschlimmerte im Januar 2010 die Lage. 40 Prozent des Staatshaushalts werden durch Entwicklungshilfe aus dem Ausland finanziert. Es herrschen Korruption und Gewalt. Und immer wieder wurden Präsidenten von Militärs aus dem Amt geputscht oder durch Aufstände abgesetzt.
cr/gri (dpa, afp, rtr)