Millionen Corona-Impfdosen abgelaufen
17. Juli 2022Wegen Überschreitung des Haltbarkeitsdatums muss in Deutschland mehr Corona-Impfstoff vernichtet werden als bisher befürchtet. Zwischen Dezember 2021 und Ende Juni 2022 sind insgesamt 3,9 Millionen Dosen des Herstellers Moderna "auf unterschiedlichen Stufen der logistischen Lieferkette" verfallen, wie aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des CSU-Abgeordneten Stephan Pilsinger hervorgeht.
Bundesregierung hatte 134,3 Millionen Impfdosen bestellt
Die Bundesregierung hatte laut Ministerium im Zeitraum vom 1. Dezember 2021 bis Ende Juni 2022 insgesamt rund 134,3 Millionen Impfstoffdosen für den Kampf gegen das Coronavirus bestellt. Gespendet wurde davon nichts. Die internationale Impfstoffallianz Gavi hatte erklärt, derzeit keine Spenden mehr anzunehmen, da es keinen Bedarf gebe.
In der Antwort auf die parlamentarische Anfrage ließ das Gesundheitsministerium erkennen, dass die Zahl der verfallenen Dosen sogar noch höher liegen könnte: Informationen über den Verfall lägen dem Bund nur insoweit vor, wie diese von Apotheken und Ärzten an den pharmazeutischen Großhandel zurückgemeldet würden.
"Umsichtiger mit dem Geld umgehen"
Der CSU-Abgeordnete Pilsinger zeigte sich "schockiert", dass erneut mehr Impfstoff als erwartet im Müll landet. "Besonders in Zeiten knapper Kassen und Inflation darf der Staat das Steuergeld der Bürger nicht sinnlos zum Fenster hinauswerfen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Angesichts der Vielzahl der Krisen müsse der Bund "wieder umsichtiger mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler umgehen", mahnte auch die Grünen-Gesundheitspolitikerin Paula Piechotta. Das Bundesgesundheitsministerium müsse die Impfstoffe künftig "stärker an der tatsächlichen Nachfrage orientiert einkaufen", sagte die Bundestagsabgeordnete.
Lauterbach muss "Prognose-Tool" einsetzen
Piechotta verwies darauf, dass derzeit "kaum ein Land mehr gespendeten Impfstoff abnimmt", weswegen es "keine sinnvolle Verwendung mehr für Überschüsse" gebe. Die Grünen-Politikerin verwies zudem darauf, dass der Haushaltsausschuss des Bundestags Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits verpflichtet habe, zur besseren Abschätzung der Kaufmengen ein Prognose-Tool einzusetzen.
nob/as (afp, dpa)