Milliardär Lynch tot aus gesunkener Jacht geborgen
22. August 2024Nach drei Tagen Suche besteht Gewissheit: Beim Untergang einer Luxusjacht vor Italiens Mittelmeerinsel Sizilien ist auch der Milliardär Mike Lynch aus Großbritannien ums Leben gekommen. Der Leichnam des 59-jährigen Unternehmers wurde von Spezialtauchern aus dem gesunkenen Segelboot an die Oberfläche gebracht.
Unwetter vor Porticello
Gesucht wird nach Angaben der Rettungskräfte derzeit noch nach seiner 18 Jahre alten Tochter. Insgesamt kamen bei dem Unglück am Montag sieben Menschen ums Leben, darunter zwei mit Lynch befreundete Ehepaare. Dabei dürfte es sich um den Morgan-Stanley-Verwaltungsrat Jonathan Bloomer und den Anwalt Chris Morvillo sowie deren Ehefrauen handeln. Überlebt hat Lynchs Ehefrau Angela Bacares, auf die die Yacht zugelassen ist. Mike Lynch wollte mit der Segeltour einen Freispruch vor Gericht feiern.
Der genaue Hergang des Unglücks am Montag ist bis heute nicht geklärt. Offensichtlich wurden die zehn Besatzungsmitglieder und zwölf Passagiere vor dem Hafen von Porticello unweit der Inselhauptstadt Palermo von der Heftigkeit eines aufziehenden Unwetters überrascht. Die "Bayesian" befand sich gut eine halbe Seemeile - etwa 900 Meter - entfernt vom Ufer.
Offenbar blitzschneller Untergang
Vermutet wird, dass die 56 Meter lange unter britischer Flagge fahrende Jacht von einer Monsterwelle im Mittelmeer erfasst wurde und nicht stabil genug im Wasser lag. Angeblich sank sie innerhalb von 60 Sekunden. Seither liegt sie seitwärts am Meeresgrund. Spekuliert wird über eine offengelassene Luke oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann.
Tech-Unternehmer Mike Lynch wurde in seiner Heimat gern als "britischer Bill Gates" bezeichnet, Gründer von Microsoft. Lynch hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell fast zehn Milliarden Euro) an Hewlett-Packard verkauft - eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley.
Lynch und der frühere Finanzmanager Steve Chamberlain sollen den US-Konzern über den Zustand ihres Unternehmens getäuscht haben. Ein Geschworenengericht sprach die beiden jedoch frei. Chamberlain wurde vor wenigen Tagen beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst.
pg/AR (dpa, afp, rtr)