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Milliardenverlust bei VW erwartet

28. Oktober 2015

VW veröffentlicht erstmals seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals Geschäftszahlen. Experten erwarten Verluste in Milliardenhöhe. Unterdessen gewinnen die Ermittlungen gegen den Konzern an Fahrt.

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Volkswagen / VW / Emblem
Bild: picture-alliance/AP Photo

Angesichts der milliardenschweren Kosten für den Abgas-Skandal dürfte der VW-Konzern an diesem Mittwoch den ersten Quartalsverlust seit vielen Jahren ausweisen. Experten schätzen, dass Europas größter Autobauer im Zeitraum Juli bis September einen Betriebsverlust von rund 3,5 Milliarden Euro eingefahren hat. Der Wolfsburger Konzern hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der millionenfachen Manipulation von Abgaswerten im September 6,5 Milliarden Euro für Rückrufe zur Seite gelegt. Noch ist unklar, ob die Rückstellungen ausreichen werden, um alle Kosten zu decken. Denn europaweit muss Volkswagen acht Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten rufen.

Die Verluste werden allerdings etwas abgefedert: Die Wolfsburger haben sich Ende August endgültig von ihrem früheren Partner Suzuki getrennt. Der Verkauf der milliardenschweren Anteile könnte, so schätzen die meisten Analysten, im dritten Quartal als positiver Sondereffekt verbucht werden.

Konzernchef Matthias Müller (Foto: Getty)
Konzernchef Matthias MüllerBild: Getty Images/AFP/J. MacDougall

Fest steht bereits, dass der neue Konzernchef Matthias Müller die Zahlenvorlage zur Chefsache macht: Er wird sich, anders als zuletzt sein Vorgänger Martin Winterkorn, gegen Mittag persönlich den Fragen von Journalisten und Analysten stellen. In den Zeiten vor dem Abgas-Skandal standen stets nur der Finanz- und Vertriebsvorstand Rede und Antwort in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. VW hatte Mitte September eingeräumt, mit einem Computerprogramm die Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert zu haben.

Ermittlungen gegen VW-Mitarbeiter

Unterdessen nimmt die juristische Aufarbeitung des Abgas-Skandals Fahrt auf. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete gegen mehrere Mitarbeiter des Autobauers Ermittlungsverfahren ein. Das sagte eine Sprecherin der Behörde und bestätigte damit einen Bericht der Branchenzeitung "Automobilwoche".

Bisher hatte es zwar ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Betrug gegeben, zunächst jedoch ohne konkrete Beschuldigte. Über die Identität der Beschuldigten wollte die Sprecherin keine Angaben machen, es gehe allerdings nicht um die erste Führungsriege des Konzerns. Das Verfahren könne sich aber noch ausweiten. Anfang Oktober hatten die Ermittler bei einer Razzia in der Wolfsburger Konzernzentrale Unterlagen und Datenträger beschlagnahmt.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (Foto: dpa)
Verkehrsminister Alexander DobrindtBild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

In den USA erklärte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, dass die Affäre dort zu Vertrauensverlusten geführt habe. Bei Gesprächen im US-Transportministerium und in der Umweltschutzbehörde EPA sei deutlich geworden, "dass das Vertrauen natürlich ein bisschen gelitten hat", sagte Dobrindt zum Abschluss seiner Beratungen in Washington. "Es ist erkennbar, dass auf amerikanischer Seite eine Verärgerung, eine Verunstimmung da ist", betonte der Minister. Er habe kritische Töne vor allem bei der EPA über die Zusammenarbeit mit Volkswagen vernommen.

Der Minister hatte sich am Montag mit US-Transportminister Anthony Foxx zur VW-Abgasaffäre ausgetauscht, am Dienstag die EPA besucht. Es habe keine Hinweise gegeben, inwieweit die US-Behörden juristisch gegen Volkswagen vorgehen wollen.

VW drohen in den USA Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Auch in anderen Ländern ermitteln Behörden gegen Volkswagen. Auf den Konzern rollt eine Prozesslawine zu: Anwälte sammeln Munition für Schadensersatzklagen, Investoren wollen erlittene Kursverluste erstattet haben. Hinzu kommen Kosten für die Rücknahme beanstandeter Fahrzeuge. Am Ende könnten die Gesamtkosten des Skandals für Volkswagen zwischen 20 bis 30 Milliarden Euro liegen, schätzen Experten.

stu/wa (afp, dpa, rtr)