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Ein Wiederbelebungsversuch

Srinivas Mazumdaru / rbr2. Juni 2014

Die monatelangen politischen Unruhen und die anhaltende Krise machen Thailands Wirtschaft schwer zu schaffen. Die Folgen: schrumpfende Wirtschaftsleistung im ersten Quartal des Jahres und verunsicherte Investoren.

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Militärputsch in Thailand
Bild: Holger Grafen

Seit November 2013 ist Thailand Schauplatz einer tiefen Staatskrise. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind erheblich: Das Bruttoinlandsprodukt des südostasiatischen Staates ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent zurückgegangen. Tendenz weiter sinkend.

Besonders betroffen sind wichtige Wirtschaftszweige wie der Tourismus und der Bausektor. Die Tourismusbranche etwa erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von umgerechnet 25 Milliarden Euro, das sind rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des gesamten Landes. "Der Tourismus hat die Auswirkungen deutlich zu spüren bekommen. Für die kommenden Monate stehen die Zeichen auf Sturm", sagt Véronique Salze-Lozac'h, Chefökonomin der US-amerikanischen Denkfabrik "Asia Foundation". Das verhängte Kriegsrecht und die Einführung einer Ausgangssperre verunsichere die Touristen, so die Expertin.

Der Bausektor musste ebenfalls Rückgänge hinnehmen: Laut Thailands Nationalem Wirtschafts- und Sozialentwicklungsrat sanken die Bauaktivitäten im ersten Quartal um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Und auch die Auslandsinvestitionen sind von der anhaltenden Krise betroffen. Obwohl das Land allgemein als attraktiv für ausländische Investoren gesehen wird, sackten die Investitionen im ersten Quartal um mehr als neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein.

Unternehmen in Wartestellung

Südost-Asiens zweitgrößte Volkswirtschaft ist ein Hightech-Produktionsstandort. Die Fertigung von hochwertigen elektronischen Bauteilen trägt wesentlich zum Wachstum des Landes bei. Aufgrund seiner gut ausgebildeten, kostengünstigen Arbeitskräfte und der entwickelten Infrastruktur wurde Thailand bisher als eines der führenden Produktionszentren in Ostasien gesehen.

Es ist ein wichtiger Standort für internationale Autobauer sowie Hersteller von elektronischen Teilen. Der gute Ruf als Produktionsstandort könne jedoch erste Kratzer erhalten, so Salze Lozac'h, sollte die Situation im Land weiterhin instabil bleiben. Anleger seien in Zeiten politischer Instabilität besonders risikoscheu und würden sich mit Investitionsentscheidungen zurückhalten, so Salze Lozac'h.

"Die Krise wird die Investoren davon abhalten, neue Fertigungsanlagen aufzubauen oder bestehende zu erweitern. Außerdem könnten wichtige Reformen seitens der Regierung auf die lange Bank geschoben werden. Das alles würde sich negativ auf die gesamte Wirtschaft Thailands auswirken", sagt die Ökonomin im Gespräch mit der DW. Die innenpolitische Krise setze Thailands führende Rolle in der Region aufs Spiel. Solange das Kriegsrecht anhalte, werde das Land nicht in der Lage sein, sich zu entwickeln und Schwierigkeiten haben, wichtige außenpolitische und langfristige wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen", sagt Rajiv Biswas, Asienexperte bei der Analysefirma IHS.

Rajiv Biswas, Asienexperte bei der Beratungsfirma IHS (Foto: IHS)
Rajiv Biswas: "Der Toursimus leidet unter der politischen Krise"Bild: IHS

Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik?


Laut aktuellen Konjunkturdaten schrumpft die Produktionsleistung zum 13. Monat in Folge, während die Exporte auf einem niedrigen Niveau verharren und die Importe sogar sinken. Diese Unsicherheit und wirtschaftliche Schwäche will das Militär, das in einem Staatsstreich am 22. Mai die Macht an sich zog, offenbar für sich nutzen und legte nun Pläne für die Wiederbelebung der Wirtschaft vor. In einem ersten Schritt ordnete die Militärregierung die Zahlung von rund drei Milliarden Dollar an Reisbauern. Die abgesetzte Regierung um Yingluck Shinawatra hatte den Bauern ursprünglich versprochen, die Ernte über Marktpreis zu kaufen. Es blieb nur bei einem Versprechen. Die Opposition kritisierte diese Politik der alten Regierung als populistisch und korrupt und erhob Anklage gegen die ehemalige Premierministerin.

Die Entscheidung der Armee, die Landwirte zu entschädigen, wird als ein Schritt in die richtige Richtung gedeutet, da rund 40 Prozent der thailändischen Bevölkerung immer noch von der Landwirtschaft abhängig sind. Die Zahlungen könnten sich auch positiv auf die Wirtschaft auswirken: Die Binnennachfrage könnte somit steigen. Immerhin ein Hoffnungsschimmer für die Wirtschaft.

Yingluck Shinawatra, Politikerin und ehemalige Premierministerin von Thailand (Foto: Reuters)
Yingluck Shinawatra, Thailands Premierministerin bis 14.Mai 2014Bild: Reuters

Es gibt auch Pläne, die staatlichen Ausgaben für Infrastrukturprojekte zu erhöhen. Thailands herrschendes Militär hat inzwischen die Ausgangssperre und andere Einschränkungen gelockert, um so die negativen Auswirkungen auf den Tourismus zu minimieren. Während die neuen Machthaber um General Prayuth Chan-ocha alles darauf setzen, der Wirtshaft einen neuen Schwung zu geben, bleibt die Frage nach der politischen Zukunft des Landes noch völlig unsicher. Frühestens in einem Jahr sollen Neuwahlen stattfinden, sagte General Prayuth Chan-ocha in einer Fernsehansprache. Politische Reformen und Versöhnung erforderten Zeit, so der General.

Enttäuschung vorprogrammiert

Während sich einige Investoren und Industriegruppen optimistisch über die aktuelle Situation äußern und mit einer schnellen Konjunkturwende rechnen, glauben andere, dass das Vertrauen der Unternehmen und der Konsumenten nicht so schnell wiederkehren wird. Eine denkbare Folge: Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südostasiens könnte auf eine Rezession zusteuern. Rating-Agenturen wie Fitch drohen schon mit einer Herabstufung. Nach Angaben der Asiatischen Entwicklungsbank wird die Wirtschaftsleitung in der ersten Jahreshälfte moderat ausfallen. Ein Wachstum von nur 2,9 Prozent wird erwartet. Sollte im kommenden Jahr dennoch eine stabile Regierung gebildet werden, dann könnte das Wachstum auf 4,5 Prozent steigen.


"Trotz der berühmten Widerstandsfähigkeit der thailändischen Wirtschaft und vor allem der Menschen hierzulande, wird die Volkswirtschaft, die eigentlich so viel Potential hat, eine führende Rolle in der Region zu sein, enttäuschen", sagt Wirtschaftsexpertin Salze Lozac'h.