Militär lockt Boko Haram in Hinterhalt
9. Juni 2014In Nigeria haben die Streitkräfte in den vergangenen Tagen nach offiziellen Angaben mindestens 50 Kämpfer der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram getötet. "Die Terroristen waren auf dem Weg, um mehrere Dörfer anzugreifen, aber in der Nähe von Bilta im Bundesstaat Borno sind sie in einen Hinterhalt unserer Truppen geraten", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Abuja. Es seien unter anderem auch 30 Gewehre, Dutzende Handgranaten, sieben Maschinengewehre und Munition sichergestellt worden. Vier Soldaten, die bei den Kämpfen verletzt worden seien, würden derzeit ärztlich behandelt.
Tausende bei Anschlägen getötet
Die Boko Haram, die im muslimisch geprägten Norden Nigerias einen islamischen Gottesstaat auf Grundlage der Scharia errichten will, verübt seit fünf Jahren immer wieder schwere Anschläge mit mittlerweile mehreren Tausend Toten. Bei Angriffen auf Dörfer in Nordost-Nigeria sollen alleine in der vergangenen Woche mehrere Hundert Menschen getötet worden sein.
Besondere Empörung löste die Entführung von fast 300 Schülerinnen im April aus. Mehr als 200 Mädchen werden immer noch vermisst. Die Boko Haram - der Name bedeutet: Westliche Erziehung ist Sünde - hat angekündigt die Schülerinnen zwangszuverheiraten oder als Sklavinnen zu verkaufen.
Krawalle in Kano
In der Millionenstadt Kano im Norden Nigerias ist es unterdessen nach der Berufung eines neuen Emirs zu Ausschreitungen gekommen. Anhänger des unterlegenen Kandidaten Sanusi Ado Bayero zündeten unter anderem Autoreifen an. Das Militär schloss den Flughafen der Stadt aus Sicherheitsgründen für Privatflugzeuge. Bewohner beschrieben die Lage als angespannt.
Zum Emir ernannt wurde der ehemalige Chef der nigerianischen Zentralbank, Sanusi Lamido Sanusi. Er bekleidet damit eines der der höchsten traditionellen Ämter des westafrikanischen Landes. Zwar spielt der Emir von Kano in der Verfassung des Landes keine große Rolle. Aber er gilt nach dem Sultan von Sokoto als zweithöchster Repräsentant der nigerianischen Muslime.
Daraus speist sich auch der inoffizielle Einfluss auf die Politik in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, in dem sich etwa jeder zweite Einwohner zum Islam bekennt.
In der Wahl Sanusis sehen manche Experten daher auch eine Schwächung von Präsident Goodluck Jonathan. Der Christ aus dem Süden Nigerias hatte Sanusi im Februar als Zentralbank-Chef absetzen lassen. Als Begründung wurden "Rücksichtslosigkeit und Fehlverhalten" genannt. Beobachter vermuteten jedoch, dass Jonathan auf diese Weise ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen einen unliebsamen Kritiker kaltstellen wollte. Der 52-Jährige Sanusi hatte der Regierung unter anderem Untätigkeit in Sachen Korruptionsbekämpfung vorgeworfen.
wl/haz (dpa, kna.epd)