Migrationsdruck im östlichen Mittelmeer steigt
17. Januar 2020Die EU-Grenzschutzagentur Frontex sprach von 82.564 illegalen Einreisen im vergangenen Jahr im östlichen Mittelmeer. Frontex-Direktor Fabrice Leggeri führte dies vor allem auf die instabile Lage in Syrien und Afghanistan zurück. Aber auch geringere wirtschaftliche Chancen für Afghanen im Iran und ein verminderter Zugang zum saudi-arabischen Arbeitsmarkt hätten dazu beigetragen. Vor allem auf Griechenland nahm der Druck im vergangenen Jahr deutlich zu. Auf den Inseln Chios, Lesbos, Samos, Leros und Kos leben derzeit nach offiziellen Angaben mehr als 42.000 Migranten. Noch im April 2019 waren es nur 14.000 gewesen.
Zuwachs auch über Westbalkan
Leggeri betonte, dass auch die Türkei, aus der viele Migranten nach Griechenland kommen, mit einem erhöhten Migrationsdruck zurechtkommen müsse. Zudem gebe es immer mehr Versuche, von den türkischen Küsten aus nach Griechenland zu gelangen. "Aber wir sehen auch, dass die türkische Küstenwache sehr gut arbeitet, um sie abzufangen." Noch größer als über die östliche Mittelmeerroute war der Zuwachs unerlaubter Grenzübertritte im Westbalkan. Hier stieg die Zahl nach Frontex-Angaben sogar um 143 Prozent auf 14.183.
Für die gesamte EU war die Zahl im vergangenen Jahr hingegen so gering wie seit 2013 nicht. So hat die Grenzschutztruppe insgesamt gut 139.000 unerlaubte Grenzübertritte festgestellt - im Vorjahr waren es sechs Prozent mehr gewesen. 2015, als sich besonders viele Migranten auf den Weg nach Europa machten, lag der Wert sogar 92 Prozent höher.
700 neue Beamten
Über das zentrale Mittelmeer nach Italien und Malta gab es im vergangenen Jahr einen Rückgang um 41 Prozent, bei der westlichen Route nach Spanien ein Minus von 58 Prozent.
Im laufenden Jahr sollen 700 Frontex-Beamte ausgebildet werden, die dann im Januar 2021 ihren Dienst antreten. Sie sollen zum ersten Mal eine europäische Uniform tragen. Bis 2027 soll die derzeitige ständige Reserve von Grenzschutzbeamten von etwa 1300 auf 10.000 aufgestockt werden. Der Erfolg der Europäischen Grenz- und Küstenwache, so Leggeri, sei jedoch eng verknüpft mit dem mehrjährigen Finanzrahmen der EU für 2021 bis 2027, der derzeit noch verhandelt werde. Darin wird unter anderem festgelegt, wie viel Geld für den EU-Außengrenzschutz zur Verfügung steht.
nob/uh (dpa, kna)