Microsoft steckt Milliarden Euro in KI-Standort Deutschland
15. Februar 2024Microsoft wird in den kommenden zwei Jahren knapp 3,3 Milliarden Euro in Deutschland investieren, um seine Rechenzentrumskapazitäten für Anwendungen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) und beim Cloud Computing massiv auszubauen. Das kündigte Microsoft-Präsident Brad Smith bei einer Veranstaltung mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin an. Die größte Einzelinvestition in der 40-jährigen Geschichte von Microsoft in Deutschland umfasst auch ein umfangreiches KI-Weiterbildungsprogramm.
Die Investitionsmittel fließen nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa vor allem nach Nordrhein-Westfalen, wo Microsoft in Bedburg, Bergheim und Elsdorf bei Köln eine neue Cloud-Region einrichten will. Der Konzern aus den USA sucht damit die räumliche Nähe zu Großkunden wie Bayer und RWE, um die Datenlaufzeiten zwischen den Rechenzentren und den Anwendungen möglichst niedrig zu halten.
Von den Microsoft-Investitionen wird aber auch Hessen profitieren. Das Rhein-Main-Gebiet ist wegen des großen Internet-Knotens DE-CIX in Frankfurt Deutschlands führender Standort für Rechenzentren. Die bereits bestehende Microsoft-Cloud-Region Rhein-Main wird weiter ausgebaut.
Standortvorteil Datenschutz
"Wir wollen der deutschen Wirtschaft ermöglichen, von KI zu profitieren, um auch weiterhin ihre globale Spitzenposition bei der Wettbewerbsfähigkeit auszubauen", erklärte Smith. Wichtige Wirtschaftszweige wie die Auto- und Pharmaindustrie brauchten moderne Technologien.
Maßgeblich für die Entscheidung sei die Bedeutung der Bundesrepublik für die Weltwirtschaft. Die hohen Anforderungen beispielsweise an den Datenschutz halte er für einen Standortvorteil, so Smith. "Die Welt möchte, dass sich diese Technologie auf eine sichere Art und Weise weiterentwickelt, die die Grundrechte der Menschen schützt. Wenn wir also die Standards hier in Deutschland erfüllen können, werden wir die Bedürfnisse der Welt erfüllen."
Basis für einen künftigen Aufschwung
Der Bundeskanzler sprach von einer "sehr guten Nachricht für den Wirtschaftsstandort Deutschland". "Solche Projekte zeigen, wie attraktiv der Standort und das Vertrauen von Investoren in Deutschland ist." Die aktuelle Investitionswelle von Unternehmen schaffe die Basis für einen künftigen Aufschwung der von einer schwächelnden globalen Konjunktur ausgebremsten deutschen Wirtschaft, betonte Scholz. "Wir warten auf den Moment, wo (die Weltwirtschaft) wieder schneller wächst, und dann ist alles da, was die Unternehmen, die hier investiert haben, und diejenigen, die von Deutschland aus investieren, vorbereitet haben."
Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, dankte Microsoft für seinen "großartigen Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier" und betonte: "Dass ein Global Player ein solches Investment in Nordrhein-Westfalen tätigt, ist ein Zeichen des Vertrauens und Ergebnis konkreter Standortpolitik."
Microsoft will nach eigenen Angaben "fortschrittliche IT-Infrastruktur" aufbauen und "KI-Plattformdienste" für Unternehmen anbieten. Start-ups bis hin zu großen Konzernen soll so die Möglichkeit gegeben werden, KI-Modelle und -Anwendungen zu entwickeln, zu vertreiben und selbst anzuwenden. Auch Microsofts eigene KI-Dienste sollen dadurch für Kunden besser verfügbar sein.
Umfangreiches KI-Weiterbildungsprogramm
Die Bundesrepublik rangiere weltweit auf Platz zwei bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz durch Organisationen und sei in Europa der zweitwichtigste Entwickler von KI-Anwendungen, erläuterte Smith. Bei KI-Fähigkeiten lande Deutschland europaweit aber nur auf Platz elf. Vor diesem Hintergrund will der US-Konzern zusammen mit Partnerunternehmen Trainingsprogramme für "den Aufbau von KI-Kenntnissen" entwickeln. Mehr als 1,2 Millionen Menschen sollen so die Möglichkeit bekommen, den Umgang mit und die Entwicklung von KI-Anwendungen zu erlernen.
Mit der Investitionssumme von 3,26 Milliarden Euro führt Deutschland die Liste der Investitionsankündigungen des weltweit führenden Softwarekonzerns an: Microsoft-Präsident Smith hatte im November zugesagt, bis 2026 in Großbritannien umgerechnet 2,9 Milliarden Euro zu investieren, um das Wachstum der KI-Anwendungen voranzutreiben. Gut einen Monat zuvor hatte er bei einem Besuch in Australien eine Investition von umgerechnet rund drei Milliarden Euro in den KI-Sektor versprochen.
kle/jj (afp, dpa, rtr)