Michael Haneke wird 80
Der in München geborene österreichische Regisseur Michael Haneke gehört heute zu den am meisten ausgezeichneten Filmemachern der Welt. Weltruhm erlangte er mit seinen letzten Filmen "Das weiße Band" und "Liebe".
Voller Vitrinenschrank
Vermutlich könnte der Regisseur Michael Haneke all die Preise und Auszeichnungen, die er für seine Filme erhalten hat, nicht einmal aufzählen. Zum einen, weil es eine ganze Menge sind, zum anderen, weil zu vermuten ist, dass sich Haneke aus all den Preisen nicht so viel macht. Wichtiger dürften ihm seine Filme sein - und deren Bedeutung für die Filmgeschichte.
Im Regie-Olymp mit "Das weiße Band"
Endgültig zu den größten lebenden Regisseuren ist Michael Haneke im Jahr 2009 aufgestiegen, als er bei den Filmfestspielen in Cannes sein Opus "Das weiße Band" präsentierte. Die düstere Fabel, die vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs spielt, schildert die Gemütsverfassung einer Handvoll Dorfbewohner in einem kleinen norddeutschen Weiler.
Kinodebüt 1989
Nach einigen Theaterinszenierungen und Arbeiten fürs Fernsehen debütierte Haneke 1989 mit dem Film "Der siebente Kontinent" auf der großen Leinwand - ein Film, der dem Zuschauer den Atem raubt. Die Geschichte einer Familie, die wissentlich Selbstmord begeht, ist in ihrer schneidenden und pessimistischen Kälte kaum zu ertragen.
Streit und Auseinandersetzungen
Bei aller Anerkennung für die Kunst der Inszenierung lösten Hanekes Werke auch oft Kontroversen aus. Sein fünfter Kinofilm "Funny Games" (1997), der zwei junge Männer zeigt, die ein Ehepaar terrorisieren, wurde von manchen Experten auch als "kalt" und "zynisch" beurteilt.
Fulminante Jelinek-Verfilmung
2001 schockierte der Österreicher das Publikum mit der Literaturverfilmung von Elfriede Jelineks Roman "Die Klavierspielerin". Der vielfach ausgezeichnete Film zeichnet das verstörende Bild einer Mutter-Tochter-Beziehung mit einer großartigen Isabelle Huppert.
Apokalyptische Zukunftsversion
Isabelle Huppert war auch Hauptdarstellerin in Hanekes nächstem Film "Wolfszeit", in dem sie an der Seite von Béatrice Dalle (s. Bild) zu sehen war. "Wolfszeit" erzählt von einer Familie, die in einer nicht näher definierten Zeit, in der die Zivilisation zusammengebrochen scheint, durch die Lande irrt und auf andere Vertriebene trifft.
Triumph mit "Caché"
Auch der folgende Film wurde wieder zu einem künstlerischen Triumph für den Regisseur. "Caché" schildert den Alltag eines Ehepaars, gespielt von Juliette Binoche und Daniel Auteuil, deren Leben durch anonym zugesandte geheimnisvolle Videobänder aus den Fugen gerät. Der vielfach prämierte Film spricht mehrere Themen an, lässt aber dem Zuschauer auch viel Raum für Interpretationen.
Preisregen für "Das weiße Band"
Das Jahr 2009 brachte dann den ganz großen Erfolg für Michael Haneke. "Das weiße Band" wurde in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet und erhielt mehrere Europäische Filmpreise sowie eine Oscar-Nominierung. Auch an den Kinokassen war der ästhetisch streng konzipierte Historienfilm mit seinen betörenden Schwarz-Weiß-Bildern erfolgreich.
Oscar für "Liebe"
Den Oscar in Hollywood bekam Michael Haneke dann für seinen 2012 fertiggestellten Film "Liebe". Der Regisseur erzählt hier die ergreifende Geschichte eines alternden Paares. Das intensive Spiel der beiden Darsteller Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant begeisterte die Zuschauer und rührte viele zu Tränen.
Meisterregisseur: Michael Haneke
Haneke, der am 23. März 80 Jahre alt wird, gehört heute zweifellos zu den herausragenden europäischen Filmemachern. Zwischen seinen Kinoarbeiten hat er in den vergangenen Jahren auch Operninszenierungen übernommen. Im Herbst 2017 kam sein bisher letzter Film in die Kinos: "Happy End".