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Private Hochschulen in Deutschland

Svenja Üing14. Februar 2014

Als Vollunis haben private Hochschulen in Deutschland kaum eine Chance. Private Fachhoch-schulen florieren dagegen. Dr. Volker Meyer-Guckel vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft nennt die Gründe.

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Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Foto: Bussenius&Reinicke/Stifterverband/StandOut
Bild: Bussenius&Reinicke/Stifterverband/StandOut

Auf der einen Seite kämpft die private Jacobs University in Bremen um ihre Existenz. Auf der anderen Seite konnten die privaten Hochschulen im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen kürzlich verkünden, dass sich die Zahl ihrer Studierenden in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hat. Existenzangst also bei den einen, Erfolgserlebnisse bei den anderen. Dr. Volker Meyer-Guckel ist stellvertretender Generalsekretär beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und beobachtet die Privathochschullandschaft in Deutschland seit Jahren. Im Interview mit Svenja Üing erläutert er die Gründe für die unterschiedlichen Erfolgsaussichten.

DW: Herr Dr. Meyer-Guckel, wie erklären Sie sich diese scheinbare Diskrepanz von Existenzangst und Erfolgserlebnissen der privaten Hochschulen in Deutschland?

Dr. Volker Meyer-Guckel: Das hängt von den sehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen und den Zielgruppen von privaten Hochschulen ab. Die meisten privaten Hochschulen in Deutschland, die sich auf Fachhochschulniveau gründen, sind sehr erfolgreich. Diese Institutionen besetzen mit ihrem Studienangebot häufig Nischen, die die staatlichen Hochschulen nicht besetzen. Sie bieten zum Beispiel Studiengänge im Bereich der Gesundheitsberufe an, die früher nicht-akademisch waren, jetzt aber akademisiert werden. Dem gegenüber stehen diejenigen, die ein breites Studienangebot machen und auf Universitätsniveau lehren und forschen wollen. Die haben es ein bisschen schwerer, weil das teurer ist.

Wie würden Sie eine typische private Hochschule in Deutschland skizzieren, die Erfolg hat?

Die meisten erfolgreichen privaten Hochschulen haben ein relativ überschaubares Fächerspektrum und überschaubare Zielgruppen, sie sind vergleichbar mit den so genannten „Schools“ in den USA. Diese privaten Hochschulen in Deutschland bieten zum Beispiel einzelne Studiengänge im Bereich Betriebswirtschaft, Gesundheit oder Public Policy an. Das sind kompakte Angebote mit einem guten Fokus auf eine klar umrissene Zielgruppe. Das funktioniert auch in Deutschland.

Und welche Form der Finanzierung ist besonders erfolgreich?

Die Studiengebühren können in Deutschland nur einen Teil der Finanzierung abdecken. Es gibt nur wenige private Hochschulen in Deutschland, die nur auf Studiengebühren fußen. Viele Institutionen sind abhängig von großen Mäzenen, zum Beispiel die Hertie School of Governance in Berlin und die Zeppelin Universität in Friedrichshafen – da steht der Geldgeber ja schon im Namen. Aber es gibt durchaus auch Modelle, die sehr erfolgreich mit e-Learning arbeiten, sich über Studiengebühren finanzieren und eine gute Nachfrage haben.

Aber auf Alumni darf man sich in Deutschland nicht verlassen?

Das ist ein Feld, das noch beackert werden muss. Die Verbindung zwischen der Alma Mater und ihren ehemaligen Studierenden ist hierzulande kulturell bedingt längst noch nicht so ausgeprägt wie in angelsächsischen Ländern. Aber auch da holt Deutschland inzwischen auf. Und die privaten Hochschulen haben bei der Anwerbung von Alumni einen kleinen Vorsprung, weil sie über ein besseres Betreuungsverhältnis von Lehrenden und Lernenden verfügen.

Aber auch die staatlichen Hochschulen sind in den letzten Jahren durch Deregulierung flexibler und wettbewerbsfähiger geworden. Braucht Deutschland dann überhaupt noch private Hochschulen?

Da würde ich mit dem Markt antworten: Wenn man sie nicht bräuchte, gäbe es sie nicht. Immerhin gibt es in Deutschland 113 private Hochschulen. Das zeigt bei aller Flexibilität der staatlichen Hochschulen, dass es noch immer große Nischen gibt, die die privaten Hochschulen besetzen – mit einer guten Betreuungsrelation, fokussierten Angeboten und mit einer relativ niedrigen Studienabbrecherquote.

Wie groß ist letztlich die Konkurrenz zwischen privaten und staatlichen Hochschulen in Deutschland?

Auch das zeigt der Blick auf die Zahlen. Insgesamt studieren nur knapp fünf Prozent aller Studierenden in Deutschland an einer privaten Hochschule. Dieser Anteil lässt sich zwar noch steigern. Aber eine so wesentliche Rolle wie zum Beispiel in den USA werden private Hochschulen in Deutschland nie spielen können.

Das Gespräch führte Svenja Üing.