Messerangreifer hatte Kontakt zu Salafisten
5. Oktober 2019Nach dem Messerangriff in der Pariser Polizeidirektion gibt es Hinweise auf eine "latente Radikalisierung" des Täters. Dieser habe Kontakte zu Mitgliedern der radikalislamischen Salafistenbewegung gehabt, teilte der für Terrorermittlungen zuständige Staatsanwalt Jean-François Ricard vor Journalisten in Paris mit.
Der langjährige Mitarbeiter des Polizeipräsidiums hatte am Donnerstag vier Kollegen erstochen und zwei verletzt, bevor er von einem Polizisten erschossen wurde. Der 45-jährige Informatiker, der in der Verwaltung des Präsidiums arbeitete, war vor rund zehn Jahren zum Islam übergetreten. Er arbeitete seit 2003 in der Polizeidirektion.
Wegen seines Glaubens hatte er seine Kleidungsgewohnheiten umgestellt, den Kontakt zu Frauen geändert und gegenüber einem Kollegen Zustimmung zu dem islamistischen Attentat auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Januar 2015 geäußert.
Vor der Tat habe er zwei Messer gekauft, eines aus Metall und eines aus Keramik. Der Angreifer war nach Angaben des Chefermittlers mit extremer Gewalt vorgegangen. Das habe die Obduktion der Opfer gezeigt. Vor seiner Attacke hatte er über 30 Textbotschaften mit seiner Frau ausgetauscht, alle hätten religiöse Inhalte gehabt.
Die Messerattacke hatte in Frankreich Entsetzen und Trauer ausgelöst. Oppositionspolitiker fordern, dass ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zu dem Vorfall gebildet wird.
Der konservative Abgeordnete Eric Ciotti warf dem französischen Innenminister Christophe Castaner auf Twitter vor, nicht die Wahrheit über eine bekannte mögliche Radikalisierung des Angreifers gesagt zu haben. Weitere konservative Abgeordnete forderten den Rücktritt von Castaner. Ihrer Ansicht nach hatte der Innenminister Informationen über den Täter zurückgehalten als er nach der Tat erklärte, der Mann sei zuvor nicht negativ aufgefallen.
uh/jj (dpa, rtr, afp)