Merkels Mitarbeiter
22. November 2005
Kanzlerin
Kanzleramtsminister: Der sächsische Innenminister Thomas de Maizière (CDU) soll für Merkel im Kanzleramt die Politikbereiche koordinieren. Der 51-jährige Jurist war Berater der letzten DDR-Regierung, später Staatskanzleichef in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen und seit November 2004 Innenminister der großen Koalition in Sachsen.
Vizekanzler / Arbeit und Soziales: Der frühere SPD-Chef Franz Müntefering übernimmt das Ressort für Arbeit und Soziales; den Fraktionsvorsitz gibt er dafür ab. Als Vizekanzler ist der 65-Jährige die Schaltstelle der Sozialdemokraten in einer großen Koalition und vertritt Merkel, wenn die Kanzlerin etwa an Kabinettssitzungen nicht teilnehmen kann. Als Arbeitsminister hat der Sauerländer bereits Erfahrung von 1992 bis 1995 in Nordrhein-Westfalen gesammelt.
Wirtschaft und Technologie: Der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Michael Glos, rückte erst auf den Kabinettsposten für Wirtschaft, als CSU-Chef Edmund Stoiber sich nach Bayern zurückzog. Als Müllermeister bringt der 60-Jährige eigene mittelständische Erfahrungen mit. Ein weiteres Plus: Seine Zusammenarbeit mit Merkel ist bereits fraktionserprobt. Glos wird auch für Technologie und europäische Industriepolitik zuständig sein.
Finanzen: Der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück verwaltet das nicht vorhandene Geld und hat damit für die SPD eine Schlüsselposition im neuen Kabinett mit Zugriff auf alle Ressorts besetzt. Der 58-jährige Diplom-Volkswirt sah sich schon vor der Vereidigung des Kabinetts Kritik der Union ausgesetzt, weil er den Haushalt 2006 nicht von vornherein "verfassungswidrig" nennen wollte. Inzwischen lenkte die Union ein.
Außenpolitik: Der 49-jährige Frank Walter Steinmeier war als Kanzleramtsminister einer der wichtigsten Vertrauten von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und galt als Strippenzieher im Hintergrund. Steinmeier hat bereits angekündigt, er wolle die Außenpolitik seines Vorgängers Joschka Fischer (Grüne) im Wesentlichen fortführen.
Innenpolitik: Ex-CDU-Partei- und Fraktionschef Wolfgang Schäuble gilt noch immer als einer der profiliertesten Unionspolitiker. Der 63-jährige Jurist hat sich zuletzt auch als Außenpolitiker einen Namen gemacht. Sein Verhältnis zu Merkel galt im Zusammenhang mit der CDU-Spendenaffäre lange Zeit als schwierig.
Verteidigung: Der hessische CDU-Fraktionschef Franz Josef Jung ist ein enger Vertrauter des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU). Der 56-Jährige steht nun vor einem Karrieresprung, nachdem er 2000 noch über die CDU-Finanzaffäre in Wiesbaden gestolpert war.
Bildung und Forschung: Die 50-jährige baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan ist CDU-Vize und gilt als enge Vertraute Merkels. Als es im "Ländle" um die Nachfolge von Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) ging, zog sie parteiintern gegen den jetzigen Amtsinhaber Günther Oettinger den Kürzeren.
Familie, Frauen, Senioren und Jugend: Die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen, siebenfache Mutter, gilt als eine der Hoffnungsträgerinnen in der CDU. Zuletzt kamen intern aber auch Zweifel an der Fachkompetenz der 47-jährigen Ärztin auf.
Gesundheit: Die bisherige Ressortchefin Ulla Schmidt soll im Amt bleiben. Die 56-jährige Lehrerin hat für die SPD den Gesundheitskompromiss mit der Union ausgehandelt. Nun preschte sie mit dem Vorschlag vor, Kassen- und Privatpatienten künftig gleich zu behandeln.
Justiz: Das Ressort bleibt bei der bisherigen Ministerin Brigitte Zypries (SPD). Die 52-jährige Juristin machte zunächst unter Schröder in Niedersachsen Karriere, dann im Bundesinnenministerium unter Otto Schily (SPD). An die Spitze des Bundesjustizministeriums rückte sie, als ihre Vorgängerin Herta Däubler-Gmelin über einen Hitler-Bush-Vergleich stolperte.
Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Der 56-jährige CSU-Vize und einstige Gesundheitsminister Horst Seehofer legte sich mit Merkel bei der Kopfpauschale an und ist auch in der eigenen Partei umstritten. Seehofer kündigte bereits an, auch sozialpolitisch das Wort zu ergreifen.
Umwelt: Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel gilt als Nachwuchstalent der SPD, auch wenn der 46-Jährige nach seiner Abwahl in Hannover mit einem Karriereknick zu kämpfen hatte.
Verkehr und Aufbau Ost: Der 50-jährige Leipziger Oberbürgermeister und Diplom-Ingenieur Wolfgang Tiefensee (SPD) hat seine politischen Wurzeln in der DDR-Bürgerbewegung.
Entwicklungshilfe: Die 62-jährige Heidemarie Wieczorek-Zeul behält ihr Ministeramt. Sie hat sich nach den Querelen in der SPD kürzlich aus der Parteispitze zurückgezogen. Sie wird dem linken Parteiflügel zugeordnet.