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Merkel: "Sein Tod erschüttert mich tief"

19. März 2016

Das politische Deutschland - und nicht nur das politische - trauert um eine herausragende Persönlichkeit, an der sich auch die Geister schieden. Reaktionen auf den Tod von Guido Westerwelle im Alter von nur 54 Jahren.

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Guido Westerwelle ehemaliger Bundesaußenminister
Bild: picture-alliance/dpa/K. Schindler

Die Nachricht vom Tod Guido Westerwelles löste in Deutschland, aber auch im Ausland Bestürzung aus. Denn der frühere Außenminister und FDP-Vorsitzende gehörte über eine ganze Generation hinweg zu den prägenden Figuren der bundesdeutschen Politik.

Die Todesnachricht kam für die meisten überraschend. Westerwelle hatte ein Jahr nach der Krebs-Diagnose im vergangenen Herbst ein Buch veröffentlicht und sich erstmals auch wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Damals gab es große Hoffnung, dass er die Erkrankung überwinden würde. Nach Problemen mit Medikamenten lag er zuletzt aber wieder seit mehr als drei Monaten in der Uni-Klinik Köln, wo er nun auch starb.

Verlässlich und treu

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich am Rande des EU-Flüchtlingsgipfels in Brüssel bestürzt über den Tod ihres politischen Weggefährten. "Sein Tod erschüttert mich tief." Sie habe Westerwelle als "empfindsamen und als nachdenklichen Menschen erlebt". Und die Kanzlerin ergänzte: "Einen verlässlichen und einen treuen Menschen." Bundespräsident Joachim Gauck würdigte den FDP-Politiker als "leidenschaftlichen Demokraten und Europäer".

Deutschland Bundestag Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle
Partner: Kanzlerin Merkel und ihr AußenministerBild: dapd

Bei Westerwelle war im Juni 2014 - nur ein halbes Jahr nach seinem Ausscheiden aus dem Auswärtigen Amt - eine besonders schlimme Form von Blutkrebs diagnostiziert worden. Aus der Politik hatte er sich daraufhin fast völlig zurückgezogen - nachdem er zuvor sein Leben weitgehend der Politik gewidmet hatte: Westerwelle war über viele Jahre hinweg wichtigste Figur der FDP. Mitglied wurde er bereits 1980. Dann war er Vorsitzender der Nachwuchsorganisation der Liberalen (Julis), später Generalsekretär und schließlich Parteichef. Nach vielen Jahren in der Opposition brachte er die FDP 2009 zurück an die Regierung. Merkel machte ihn zu ihrem Vizekanzler und Außenminister. Nach vier Jahren schwarz-gelber Koalition schafften es Westerwelle und die FDP dann aber nicht einmal mehr in den Bundestag.

Die Todesnachricht wurde durch die Stiftung bekannt, die der liberale Politiker Ende 2014 gegründet hatte. Auf deren Homepage war ein Foto zusammen mit seinem Ehemann Michael Mronz zu sehen. Daneben stand: "Wir haben gekämpft. Wir hatten das Ziel vor Augen. Wir sind dankbar für eine unglaublich tolle gemeinsame Zeit. Die Liebe bleibt." Westerwelle und der Sportmanager waren seit September 2010 verheiratet.

Guido Westerwelle Porträt mit Ehemann Michael Mronz
Guido Westerwelle und sein Ehemann Michael Mronz im Juli 2014Bild: picture-alliance/dpa/R.Vennenbernd

Der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) äußerte sich ebenfalls "tief erschüttert". Der 88-Jährige erklärte: "Er war eine große politische Begabung und ein herzensguter Mensch." Genscher galt als Förderer Westerwelles. Frank-Walter Steinmeier (SPD) bezeichnete seinen Amtsvorgänger als Gesicht eines "weltoffenen, liberalen Deutschlands, das in der internationalen Gemeinschaft fest verankert ist". Im Auswärtigen Amt wurden die Fahnen auf halbmast gesetzt.

Der heutige FDP-Chef Christian Lindner sagte: "Guido Westerwelle wird uns allen und sicherlich auch den Debatten in unserem Land sehr fehlen." Alle anderen Bundestags-Parteien würdigten seine Verdienste, über allen politischen Streit hinweg. Auch aus dem Ausland gingen Trauerbotschaften ein. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte: "Er war ein Staatsmann." US-Außenminister John Kerry zeigte sich tief betroffen über den Tod des Kollegen und erklärte: "Guido war ein starker Verfechter von Demokratie und Menschenrechten, der seine Stimme gegen willkürliche Verhaftungen erhoben hat, syrische Flüchtlinge im Camp Zaatari besucht hat und sich auf dem Maidan in Kiew mit ukrainischen Demonstranten getroffen hat." Seine Stimme werde fehlen.

ml/vk (mit dpa)