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Politik

Merkel betont Freundschaft zu Niederlanden

5. Mai 2021

Deutschland werde nie vergessen, dass die Niederländer die Hand zur Versöhnung gereicht haben, sagte die Bundeskanzlerin am 76. Jahrestag der Befreiung des Nachbarlandes von der Besatzung durch Nazi-Deutschland.

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5. Mai Vortrag Merkel und Zündung des Befreiungsfeuers von Rutte
Bild: Robin van Lonkhuijsen/ANP/picture alliance

Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte, die Erinnerung an die Verbrechen der deutschen Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges lebendig zu halten. "Das ist die ewige Verantwortung Deutschlands." Es könne keinen "Schlussstrich" geben, sagte Merkel in einer Rede zum niederländischen Tag der Befreiung in Den Haag, wo sie Live zugeschaltet war.

Merkel erinnerte an das große Leiden der Niederländer unter der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945. "Die Verbrechen verjähren nicht." Nichts könne die Lücken füllen, die die Toten hinterlassen haben und nichts könne den Überlebenden den Schmerz nehmen, sagte Merkel. Die Einladung, um anlässlich des Endes der deutschen Besatzung vor 76 Jahren zu den Niederländern zu sprechen, sehe sie als Ehre und "besonderes Zeichen der Freundschaft" an. "Wir Deutschen werden nie vergessen, dass die Niederlande uns nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand zur Versöhnung gereicht haben."

Merkel spannt den Bogen vom Weltkrieg bis zur Corona-Krise

Die Kanzlerin hob in ihrer Rede auch die heutigen Herausforderungen für Freiheit und Grundrechte durch die Corona-Krise hervor. "Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sind die Grundfreiheiten in einem Maße eingeschränkt, wie das vor der Pandemie außerhalb unserer Vorstellungskraft lag", sagte Merkel. Die Maßnahmen seien nur dann vertretbar, wenn sie zeitlich befristet seien. Merkel lobte "die europäische Solidarität als Ergebnis eines einzigartigen Versöhnungs- und Einigungsprozesses", die bei der Überwindung der Corona-Krise helfe.

Im Kunstmuseum in Den Haag hörten der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte Merkels Rede zu sowie eine Reihe geladener Gäste, darunter eine Überlebende des Durchgangslagers Westerbork und eine Gruppe von Studenten.

Im Mai 1940 überfielen deutsche Truppen die Niederlande

Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht und der Befreiung von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten am 5. Mai 1945 wurde der Tag zum alljährlichen Befreiungstag der Niederlande und wird bis heute groß gefeiert. Auch wenn der 5. Mai inzwischen offiziell nicht mehr "Befreiungstag" genannt wird, sondern, neutraler, "Tag der Freiheit".

Mehrere Hundertausend Tote

250.000 Niederländer verloren nach Schätzungen während des Zweiten Weltkrieges ihr Leben. Über 100.000 jüdische Einwohner wurden von Nationalsozialisten in deutschen Konzentrationslagern ermordet. Das waren drei Viertel der jüdischen Bevölkerung der Niederlande. Im Rahmen ihrer Westoffensive im Zweiten Weltkrieg hatten die deutschen Truppen das neutrale Nachbarland im Mai 1940 überfallen. Angesichts der deutschen Übermacht kapitulierten die niederländischen Streitkräfte nach wenigen Tagen. Die damalige Königin Wilhelmina floh mit der Regierung ins Exil nach London.

Das Leiden während der Besatzung hatte über Jahrzehnte das deutsch-niederländische Verhältnis schwer belastet. Merkel ist erst die zweite Vertreterin Deutschlands, die die traditionelle Freiheitsrede hält. Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck war 2012 der erste. Merkel sollte bereits 2020 zum 75. Jahrestag des Kriegsendes die Rede halten, das war wegen der Corona-Krise verschoben worden. Wegen der Corona-Maßnahmen konnte sie auch heute nur über eine Live-Verbindung dabei sein.

qu/uh (dpa, afp)