Meloni in Libyen: Illegale Migration bekämpfen
28. Januar 2023Italien und Libyen haben vereinbart, künftig stärker gegen Bootsmigration im Mittelmeer vorzugehen. Bei einem Besuch in Tripolis sagte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die Zahl der illegalen Migranten sei "weiterhin zu hoch". Ihr Land wolle der libyschen Küstenwache deshalb mit EU-Geldern fünf neue Schnellboote liefern.
Während die ultrarechte Politikerin erklärte, die Boote sollten dafür eingesetzt werden, Flüchtlingen und Migranten in Seenot zu helfen, werfen internationale Hilfsorganisationen Libyen vor, die Menschen abzufangen und gegen ihren Willen in das nordafrikanische Land zurückzubringen. Dort seien sie in Lagerhaft teils schwerer Folter ausgesetzt.
"Geo Barents" erreicht La Spezia
Ein großer Teil derjenigen, die von Afrika aus den Weg nach Europa antreten, legt von der libyschen Küste ab - oft mit seeuntauglichen Booten. Viele erreichen über das Mittelmeer Italien und werden dort von privaten Rettungsschiffen aufgenommen. Eines dieser Schiffe, die von Ärzte ohne Grenzen betriebene "Geo Barents", erreichte derweil mit 237 Geretteten den norditalienischen Hafen La Spezia. Die mehr als 1000 Kilometer von der Rettungszone vor Libyen entfernte Stadt in Ligurien war der Crew als Anlaufstelle zugewiesen worden.
Das Schiff "Ocean Viking" des Vereins SOS Méditerranée wurde mit 95 Migranten nach Carrara etwas südlich von La Spezia geschickt. Die Helfer werten dieses Vorgehen der Regierung, die eine härtere Gangart gegen Migranten angekündigt hatte, als Schikane.
Milliardenprojekt zweier Energieriesen
Mit Blick auf die Energiesicherheit in Europa vereinbarte Meloni mit dem libyschen Regierungschef Abdul Hamid Dbaiba und Wirtschaftsvertretern beider Staaten überdies ein gemeinsames Erdgasprojekt im Mittelmeer. Der Vertrag hat ein Volumen von acht Milliarden Dollar (7,4 Milliarden Euro). Italiens größter Gasimporteur Eni und der staatliche libysche Ölkonzern NOC wollen bis 2026 zwei Lagerstätten nordwestlich von Tripolis erschließen.
Auf der Suche nach Alternativen zu russischem Gas in der Folge des Ukraine-Kriegs hatte Italien erst vor wenigen Tagen einen Vertrag mit Algerien abgeschlossen. Dahinter dürfte auch die Hoffnung stehen, zu einem zentralen Umschlagplatz für Öl und Gas aus Afrika zu werden, das die Europäische Union importiert.
jj/uh (dpa, afp, rtr)