Meinungen über NLD-Regierung in Myanmar zwiegespalten
Vor einem Jahr wurde Htin Kyaw als Präsident von Myanmar vereidigt. Er gilt als Vertrauter der Demokratieikone Aung San Suu Kyi. Doch die Menschen im Lande sind nicht alle zufrieden mit der Leistung der Regierung.
Maung Saungkha (24) fordert Abschaffung des Verleumdungsparagrafen
Maung Saungkha schreibt politische Gedichte. Dafür steckte ihn die Militärregierung ins Gefängnis. "Ich war mir sicher, dass Aung San Suu Kyi den Verleumdungsparagrafen abschaffen würde", sagt er. Sie tat es nicht. Maung Saungkha, der sich selbst in der NLD engagiert, ist frustriert.
Zawng Naw (45) musste zweimal vor Militär fliehen
"Seit Aung San Suu Kyi an der Macht ist, hat sich meine Situation verschlechtert", sagt die 45-jährige Zawng Naw von der Minderheit der Kachin. Nachdem ihr Flüchtlingscamp unter Beschuss durch das Militär geraten war, musste sie fliehen, zum zweiten Mal schon. Seit die neue Regierung einen Friedensprozess einleitete, gibt es in Myanmar mehr Kämpfe als zuvor.
Zaw Zaw (40) fordert gleiche Rechte für Rohingyas
"Ich glaube der Regierung kein Wort mehr", sagt Zaw Zaw aus Sittwe in Myanmars westlichem Teilstaat Rakhine. Waren die Hoffnungen anfänglich noch groß, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi könnte etwas an der hoffnungslosen Situation der staatenlosen Rohingyas ändern, deprimieren den 40-Jährigen die jüngsten Militäroperationen gegen die muslimische Minderheit.
Seng Mai (27) will mehr Pressefreiheit
Seit Myanmar die Pressezensur 2012 abgeschafft hat, kann Journalistin Seng Mai aus Myitkyina in Nordmyanmar freier berichten. "Aber mit der NLD-Regierung haben wir noch mehr Probleme als mit der Militärregierung, wenn es darum geht, Informationen zu bekommen."
Ko Jimmy (48) will weiter NLD unterstützen
Der ehemalige politische Gefangene sagt, er sei zufrieden mit der NLD-Regierung: "Endlich konzentriert sich jemand auf das Volk. Das ist die Hauptsache." Bei der Partei, die seine Mitstreiter von der Generation 88, einer Bewegung der Studentenrevolution von 1988, demnächst gründen wollen, will er nicht dabei sein. Es könnte die Wählergunst für NLD gefährden.
Kyi Kyi Tun (28) will bessere Bezahlung
Wegen einer Entscheidung der NLD-Regierung hat Kyi Kyi Tun in diesem Jahr zum buddhistischen Neujahr nicht zehn, sondern nur fünf Tage frei. Die 28-Jährige arbeitet an sechs Tagen die Woche - für zehn Stunden am Tag in einer Textilfabrik in Yangon. Die NLD will im Herbst 2017 den Mindestlohn von 2,50 Euro auf 3,80 Euro pro Tag erhöhen. "Das wäre wunderbar", sagt sie.