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Volle Tribünen wider die Vernunft

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz
20. November 2021

Ein Corona-Inzidenz-Höchstwert jagt auch in Deutschland den nächsten. Und dennoch: Die Bundesliga-Stadien sind erschreckend voll. Das ist absurd, kritisiert DW-Reporterin Sarah Wiertz.

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Fußball Bundesliga Borussia Dortmund v VfB Stuttgart | Fans im Stadion
Bild: Christopher Neundorf/Guido Kirchner/picture alliance

Ja oder nein: Hat Rekordmeister Bayern München gegen Außenseiter Augsburg verloren, weil der ungeimpfte Stammspieler Joshua Kimmich wegen erneuter Quarantäne gefehlt hat? Kann Dortmund den Bayern doch noch gefährlich werden? Und hat der - mittlerweile zurückgetretene - Zweitliga-Trainer Markus Anfang tatsächlich seinen Impfausweis manipuliert?

Die Bundesliga liefert mal wieder jede Menge Diskussionsstoff. Eine entscheidende Frage droht dabei unterzugehen: Was machen all diese Menschenmengen in den Stadien?

Neun Bundesliga-Spiele finden an diesem Wochenende statt. Dortmund hat mit 82 Prozent von allen die geringste Auslastung, was in absoluten Zahlen jedoch die meisten Zuschauer bedeutet, nämlich 67.000. Das entspricht fast dem neuen gemeldeten Höchststand an Corona-Infektionen in Deutschland.

Endlich wieder Normalität?

Portraitfoto von Sarah Wiertz
Sarah Wiertz

Union Berlin hat für das Derby gegen Hertha BSC am Samstagabend bei der Verwaltung einen Antrag auf Vollauslastung unter 2G-Bedingungen gestellt und genehmigt bekommen. Erstmals seit März 2020 verfolgen also 22.000 Zuschauer dichtgedrängt das Spiel. Da kommt Freude auf, endlich wieder Normalität. Das ist doch absurd!

Die Deutsche Fußball-Liga betont, wie vorbildlich die Bundesliga sei: schließlich seien 94 Prozent der Spieler, Trainer und Betreuer geimpft. Und sie hat recht: die Impfquote ist damit deutlich höher als in der deutschen Gesamtbevölkerung oder auch in der englischen Liga (jeweils knapp 68 Prozent). Dafür gibt es für die Verantwortlichen großen Applaus. Aber bitte nicht von den Tribünen.

Sich an politische Vorgaben zu halten, ist nur ein schwaches Argument - und ein Vorwand, nicht selbst Verantwortung übernehmen zu müssen. Angesichts der erschreckend hohen Zahl an Neuinfektionen, der zahlreichen Fällen von Impfdurchbrüchen und der bedrohlichen Lage in deutschen Krankenhäusern ist jeder unnötiger Kontakt zu vermeiden. Ein schnelles, verantwortungsbewusstes Handeln der gesamten Gesellschaft ist gefragt. Das gilt für uns Fußballfans wie auch für Bundesliga-Vereine. 

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Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online