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Hamilton: Rekordjäger im Schongang

Deutsche Welle Sportredaktion Gerhard Sonnleitner
Gerhard Sonnleitner
15. November 2020

Mit seinem siebten WM-Titel in der Formel 1 schließt Lewis Hamilton zu Michael Schumacher auf, dem bis dato erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten. Gerhard Sonnleitner fragt sich: Wer ist wirklich der beste Rennfahrer?

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Formel 1 | Der große Preis der Türkei in Istanbul - Lewis Hamilton
Bild: Tolga Bozoglu/REUTERS

Lewis Hamilton war gerade einmal zehn Jahre alt und drehte im Kart seine Runden, als Ron Dennis, Chef des McLaren Rennstalls, auf ihn aufmerksam wurde. Dennis nahm den Jungen unter seine Fittiche und förderte den späteren siebenfachen Weltmeister. Schon mit 22 Jahren durfte Hamilton in eines der begehrten McLaren-Cockpits steigen. An der Seite von Fernando Alonso - zu diesem Zeitpunkt amtierenden Weltmeister und der einzige Rennfahrer von Format in der Formel 1. Und der Newcomer deklassierte den zweifachen Weltmeister schon in seiner ersten Saison - in der WM musste er sich etwas unglücklich nur Kimi Räikkönen im Ferrari geschlagen geben.

Wurde Hamilton dabei im Team von Boss Ron Dennis bevorzugt? Die Antwort auf diese Frage gab Fernando Alonso, als er zu Saisonende aus seinem Dreijahresvertrag ausstieg und McLaren den Rücken kehrte. Schon im nächsten Jahr holte Hamilton seinen ersten WM Titel.

Start auf schwierigem Terrain

Für Michael Schumacher war der Weg zur ersten Weltmeisterschaft steiniger. Als er 1991 in die Formel 1 kam, waren Top-Piloten wie Ayrton Senna, Nigel Mansell, Alain Prost und Nelson Piquet am Start. Deshalb brauchte Schumacher mit dem kleinen, neu formierten Benetton-Team drei Jahre, bis er 1994 und 1995 zwei Titel in Folge holte. 

Deutsche Welle Sportredaktion Gerhard Sonnleitner
Gerhard SonnleitnerBild: DW/D. Pötsch

Lewis Hamilton fuhr nach seinem ersten WM-Sieg vier Jahre lang nur hinterher, weil die Technik des McLaren schwächelte. 2011 stellte ihn sogar Teamkollege Jenson Button in den Schatten. Doch dann kam der Wechsel zu Mercedes. Der deutsche Konzern hatte keinen Aufwand gescheut, um bei der Umstellung der Formel 1 auf Hybridantrieb einen Rennwagen auf die Räder zu stellen, der der Konkurrenz meilenweit überlegen war. Hamilton setzte sich ins gemachte Nest und fuhr 2014 und 2015 gleich zwei WM-Titel ein.

Michael Schumacher war nach seinen ersten WM-Erfolgen 1996 zu Ferrari gewechselt. Damals fuhren die Italiener dem Erfolg schon seit fast 20 Jahren hinterher, und der Deutsche begann in führender Rolle ein neues Team aufzubauen. Er holte Techniker wie Ross Brawn und Rory Byrne an seine Seite, verbrachte Tag und Nacht in der Ferrari-Fabrik und an der Teststrecke, um die technische Weiterentwicklung des Autos voranzutreiben. Nach fünf Jahren wurde diese harte Arbeit belohnt: Im Jahr 2000 gewann Schumacher den ersten von fünf WM-Titeln mit der Scuderia in Folge.

Spazierfahrer und leidenschaftlicher Kämpfer

Sicher, wenn es darum geht, eine schnelle Runde in den Asphalt zu brennen, dann zeigt sich, dass mit Lewis Hamilton das vielleicht größte Naturtalent hinter dem Steuer sitzt, das die Formel 1 je hatte. Doch auch das Vollgastier Hamilton macht Fehler. Das wurde deutlich, als ihn Teamkollege Nico Rosberg 2016 immer mehr unter Druck setzte und schließlich sogar die WM gewann.

Direkt danach zog sich Rosberg aus der Formel 1 zurück, Hamilton fehlten in seinem technisch überlegenen Mercedes nun endgültig die Gegner. Manchmal wirkte er in den vergangenen Jahren wie ein Sonntagsfahrer auf Spazierfahrt, der vorneweg - allein und ganz entspannt - seine Runden dreht. Die Überlegenheit des Rekordsiegers hat der Formel 1 die Spannung genommen - der Brite fuhr Titel auf Titel ein. Und auch nach der siebten Weltmeisterschaft deutet alles darauf hin, dass noch weitere folgen werden.

Lewis Hamilton mag der beste Rennfahrer seiner Zeit sein. An die leidenschaftlichen Kämpfe eines Michael Schumachers, der zur Legende wurde, weil er in Konkurrenz mit anderen herausragenden Piloten mit unerbittlichem Einsatz als Rennfahrer, Teamplayer und Mensch Unmögliches möglich machte, erinnern seine Rennsiege aber nur wenig.