Nun ist es also wieder soweit, die Geisterspiele kehren in die Fußball-Bundesliga zurück. Ab dem 28. Dezember werden "überregionale Sport-, Kultur- und vergleichbare Großveranstaltungen" wieder ohne Zuschauer stattfinden müssen. So hat es Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstagabend verkündet. Die Bundesregierung sieht eine große Gefahr durch die Omikron-Variante und will vor allem durch Kontaktbeschränkungen die Ansteckungsgefahr vermindern.
In der Bundesliga-Rückrunde, die am 7. Januar mit dem Spiel Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach startet, werden Fußball-Fans dann vor den Fernsehbildschirmen also wieder "kreative" Betreuerinnen und Betreuer erleben dürfen, die versuchen, ihre Mannschaft mit Küchen-Utensilien lautstark zu unterstützen. Die Diskussionen zwischen Trainern und den Offiziellen auf dem Platz werden uns ungefiltert direkt ins Wohnzimmer geliefert. Fangesänge, Torschreie von den Rängen - kurz Emotionen, die den Fußball ausmachen - verstummen für unbestimmte Zeit.
Umsatzeinbußen bei Bundesliga-Vereinen
Und es dauerte nicht lange, bis der nicht zu überhörende Aufschrei der Klub-Bosse in den Medien zu vernehmen war. 1,8 Millionen Euro würde der Verein pro Spieltag ohne Zuschauer verlieren, verkündete der Geschäftsführer des 1. FC Köln, Alexander Wehrle. Der FC Bayern muss sogar Einbußen von vier bis fünf Millionen Euro pro Heimspiel hinnehmen, sollte das aber mit einem gut gefüllten Festgeldkonto wieder ausgleichen können. Auch der frisch gewählte Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Hans-Joachim Watzke, hatte bereits zu Beginn der Woche gesagt: "Der Profifußball in Deutschland hat als Freiluftveranstaltung mit schon jetzt deutlich reduzierten Zuschauerkapazitäten ein schlüssiges Konzept."
Omikron nimmt keine Rücksicht
Ja, aber gute Konzepte und gleichbleibende Infektionszahlen nach Spieltagen sprechen zwar für die Bundesliga. Doch Omikron wird keine Rücksicht auf bestehende Maßnahmen der Bundesliga-Vereine nehmen. Die Gefahr lauert bei der neuen Variante, die um ein vielfaches ansteckender zu sein scheint als seine Vorgänger, mehr als zuvor bei der "An-und Abreise, auf den Toiletten und dann natürlich in den Logen", erklärt Aerosolforscher Gerhard Scheuch. Das seien die gefährlichsten Orte.
Und dass die Anreise bei Fußballspielen nicht mit ausreichend Abstand gelingt, hat die Vergangenheit gezeigt. Fans dicht gedrängt in Bus, Bahn und vor den Eingangstoren der Stadien - geradezu ein Paradies für eine hochansteckende Virus-Variante. Auch wenn die Einlasskonzepte besser geworden sind, es bleibt ein Risiko. Insofern ist die Entscheidung der Bundesregierung richtig und vor allem einheitlich. Denn nicht nur der Fußball muss in den kommenden Wochen ohne Unterstützung von den Tribünen auskommen. Auch andere Sport-Ligen wie die Basketball-Bundesliga, die Deutsche Eishockey Liga oder die Handball-Bundesliga der Männer werden auf ihre Fans verzichten müssen. Und diese Sportarten trifft der Zuschauer-Ausschluss weitaus härter. Millionenschwere TV-Verträge, wie in der 1. und 2. Bundesliga, gibt es dort nicht.
Geisterspiele für alle!
Eine Sonderrolle für den Fußball ist dieses Mal also nicht vorgesehen. Keine Ausnahmen für niemanden, egal ob Hallen- oder Freiluftsport. Geisterspiele für alle sozusagen! Und ja, das ist ganz sicher keine gute Nachricht für den Profisport. Aber es ist eine gute Nachricht für die Gesellschaft. Denn in einer weltweiten Pandemie darf eben keine Rücksicht auf einzelne Befindlichkeiten genommen werden. Auch nicht auf die Fußball-Bundesliga.