Gut dreieinhalb Jahre sprachen der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman und der katarische Emir Tamim al-Thani kein Wort miteinander, zumindest nicht öffentlich. Am Dienstag umarmten sie sich am Flughafen der saudischen Wüstenstadt Al-Ula und verkündeten ein offizielles Ende ihres Konfliktes.
Der Emir reiste am Dienstag zu einem Treffen des Golf-Kooperationsrates (GCC) an – alles andere als eine Selbstverständlichkeit nach den Jahren des Boykotts, den Saudi-Arabien, gefolgt von Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Ägypten, im Sommer 2017 gegen das Emirat losgetreten hatte.
Die Bemühungen der Vermittler im Oman und in Kuwait dürften an der verhärteten Front zuletzt weniger Mühen gehabt haben. Dies nicht nur, weil in den letzten Wochen noch einmal der scheidende US-Außenminister Mike Pompeo und der Berater von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, auf Annäherung gedrängt hatten, sondern auch, weil in wenigen Tagen ein neuer US-Präsident antreten wird, der auf Saudi-Arabien weniger gut zu sprechen ist als sein Vorgänger. Im Wahlkampf hatte Joe Biden Saudi-Arabien als "Paria" bezeichnet. Höchste Zeit für Saudi-Arabien also, die Beziehungen zur neuen US-Regierungen zu verbessern.
Eine kontraproduktive Politik
Es dürfte allerdings nicht nur der neue Stil des neuen US-Präsidenten sein, der insbesondere Saudi-Arabien nun zur Beilegung des Konfliktes treibt. Vielmehr dürften die Verantwortlichen in Riad seit geraumer Zeit zu der Erkenntnis vorgedrungen sein, dass der Boykott vor allem eines ist: kontraproduktiv.
Saudi-Arabien konnte Katar nicht dazu bewegen, sein gutes Verhältnis zum Iran, dem Hauptkonkurrenten Riads in der Region, aufzugeben. Und auch die Beziehungen zu den Muslimbrüdern, auf deren religiös eingefärbten sozialrevolutionären Kurs Riad ebenfalls nicht gut zu sprechen ist, wurden nicht gekappt.
Zudem dürfte man in der saudischen Hauptstadt erkannt haben, dass das angespannte Verhältnis zu Katar völlig unnötig ist. Denn die Raketen, die im Sommer 2019 auf Raffinerieanlagen des saudischen Energie-Unternehmens Saudi Aramco niedergegangen waren, wurden eben nicht aus Katar abgeschossen, sondern lagen im Verantwortungsbereich des Iran.
Dass die USA dann darauf verzichteten, auf diese Angriffe in der von Riad gewünschten Härte zu antworten, dürfte dann auch noch gezeigt haben, dass das Königreich auf garantierten Schutz durch die US-Schutzmacht nicht zählen kann. Wozu also sich eine weitere kostspielige Front leisten, auch wenn sie militärisch ruhig bleibt?
Auch dürfte man erkannt haben, dass die Blockade Katars dazu beiträgt, die US-Sanktionen gegenüber dem Iran zu unterlaufen. Denn da das Emirat seit dem Sommer 2017 den Luftraum Saudi-Arabiens und dessen Verbündeter nicht mehr nutzen darf, fliegen die Flugzeuge des Emirats über den Iran - der sich diese Dienstleistung teuer bezahlen lässt und den Geldfluss als kleine Kompensation für die Sanktionen sieht.
Partner statt Gegner
Umgekehrt dürfte man in Katar die in iranische Überfluglizenzen investierten Gelder lieber in die Vorbereitung der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr investieren. Aus Sicht der Hauptkontrahenten würde eine Beilegung der Spannungen beiden nutzen.
Eine Einigung käme nicht nur der Golfhalbinsel, sondern auch der politischen Kultur der gesamten Region zugute. Politischer Pragmatismus, so die Lektion, führt weiter als trotziges Ringen mit dem Lieblingsgegner, von dem sich dann auch noch herausstellt, dass er durchaus auch als Partner infrage käme.