Attentate nach angekündigter Feuerpause
10. Mai 2021Bei der Explosion von Autobomben in den Provinzen Sabul und Parwan starben nach Angaben des Innenministeriums in Kabul mindesten 13 Menschen. In anderen Berichten ist von 15 Todesopfern die Rede. Weitere 42 Menschen wurden verletzt.
In der Provinz Sabul im Süden des Landes fuhr demnach ein Reisebus auf eine am Straßenrand platzierte Bombe. Dabei seien mindestens elf Menschen getötet und weitere 28 verletzt worden. Bei einem ähnlichen Vorfall mit einem Minibus in der Provinz Parwan kamen laut Angaben des Provinzrats Sahir Salangi zwei weitere Zivilisten ums Leben. Der Bus sei auf eine Mine am Straßenrand gefahren. Als Anwohner kamen, um zu helfen, habe es eine weitere Explosion gegeben, bei der vier weitere Menschen verletzt worden seien, berichtete Salangi weiter.
Angriff auf Kontrollpunkt der Armee
Die militant-islamistischen Taliban haben auf Straßen im ganzen Land Sprengsätze ausgelegt, um Bewegungen der Sicherheitskräfte zu verhindern oder langsamer zu machen. Manche werden gezündet, wenn Polizei- oder Armeefahrzeuge über die Stellen fahren. Sehr oft aber auch detonieren sie, wenn Zivilisten die Stellen passieren.
In der Provinz Farah im Westen des Landes wurde in der Nacht zu Montag zudem ein Kontrollpunkt der Armee unweit von der Provinzhauptstadt Farah-Stadt mit einer Autobombe angegriffen. Zunächst gab es widersprüchliche Angaben zu den Opfern. Der Provinzgouverneur sprach von zwei toten Soldaten, ein anderer Provinzrat von mindestens sechs Toten, die nach der Bombe aus den Trümmern geborgen worden seien. Wo sich die restlichen Soldaten befänden, sei unklar.
Taliban lehnen Verantwortung für Attentat auf Schule ab
Kurz zuvor hatten die Taliban eine dreitägige Waffenruhe anlässlich des muslimischen Zuckerfestes verkündet, das am Mittwoch beginnt und das Ende des Fastenmonats Ramadan feiert. Die Ankündigung der Aufständischen erfolgte nach dem Attentat auf eine Mädchenschule in der Hauptstadt Kabul am Samstag, bei dem mehr als 80 Menschen ums Leben kamen und mehr als 150 verletzt wurden. Die meisten der Opfer sind Schülerinnen.
Die Taliban haben die Verantwortung für das Attentat abgelehnt, werden aber dennoch von vielen beschuldigt, Drahtzieher der Terrortat gewesen zu sein. Ziel des Anschlags war die Sayed-ul-Schuhada-Oberschule im Dascht-e-Barchi-Viertel in Kabul. Das Gebiet wird mehrheitlich von Schiiten bewohnt und war schon in der Vergangenheit Ziel zahlreicher Terrorattentate gewesen.
Präsident Ghani ruft nationalen Trauertag aus
Vor dem Hintergrund des am 1. Mai gestarteten Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan verstärkt sich die Sorge um die Zukunft des Landes. Afghanistans Präsident Aschraf Ghani rief den (morgigen) Dienstag zu einem nationalen Trauertag aus. Mit solchen Anschlägen wollten bestimmte Gruppen, manchmal unter dem Namen der Taliban, manchmal unter dem Namen des "Islamischen Staates", die Bildung der Kinder in Afghanistan verhindern, kritisierte Ghani.
ww/sti (dpa, epd, afpe)