Mehr Tempo bei Booster-Impfungen gefordert
26. Oktober 2021Je kälter es draußen wird, desto mehr halten wir uns normalerweise drinnen auf. Und damit kann sich das Corona-Virus in geschlossenen Räumen wieder besser verbreiten. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) war die Sieben-Tage-Inzidenz am Wochenende erstmals wieder dreistellig und stieg zu Wochenbeginn auf 110,1 Neuansteckungen je 100.000 Einwohner. Vor einer Woche hatte die Inzidenz noch 74,4 betragen.
Angesichts dieser steigenden Zahlen haben sich Experten und Politiker für deutlich mehr Tempo bei den Auffrischimpfungen für ältere Menschen und Risikogruppen ausgesprochen. Die Dritt-Impfungen würden für diese vulnerablen Gruppen dringend gebraucht, sagte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes der niedergelassenen Ärzte, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Auch Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, beklagte einen "schleppenden Verlauf" beim Boostern. "Jetzt rächt es sich, dass gerade auf Druck der Kassenarztfunktionäre die Impfzentren und mobilen Teams größtenteils abgeschafft wurden", erklärte er.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht vor allem Nachholbedarf bei den Seniorinnen und Senioren und fordert eine deutliche Ausweitung der Auffrischungsimpfungen. "In Anbetracht der steigenden Fallzahlen auch bei Älteren ist eine neue Impfkampagne zur Nutzung der Booster-Impfungen in dieser Altersgruppe jetzt unbedingt nötig", sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Ähnlich äußerte sich die Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow. Dritt-Impfungen müssten jetzt so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden. Die aktuellen Corona-Zahlen seien "erschreckend", mahnte sie in einem Interview. Für die dritte Impfung müsse genauso geworben werden wie weiterhin auch für die erste und zweite.
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums haben bislang 1,6 Millionen Menschen in Deutschland eine Auffrischungsimpfung erhalten (Stand Montag). Vollständig geimpft sind aktuell 55,1 Millionen Personen oder 66,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Laut RKI liegt die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner in sieben Tagen aktuell bei 2,77. Einen einheitlichen Wert, ab wann die Lage kritisch ist, gibt es nicht. Der bisherige Höchstwert lag bei 15,5.
djo/kle (dpa, epd, rtr)