Mehr Rechte für Geimpfte gefordert
28. April 2021Zwar nimmt das Impftempo in Deutschland allmählich Fahrt auf und immer mehr Menschen können sich über eine Corona-Impfung freuen. Doch bislang bedeutet ein voller Impfschutz nicht, dass damit auch die Alltagsbeschränkungen zu Ende sind. Größtenteils gelten für Geimpfte und Ungeimpfte noch die gleichen Regeln. Doch der Druck auf die Bundesregierung wird größer, dass sich daran etwas ändert.
Vor allem die Länder drängen darauf, dass nicht bis Ende Mai auf eine Entscheidung gewartet wird. "Ich fordere den Bund auf, so schnell wie möglich - am besten noch in dieser Woche - eine Verordnung vorzulegen, mit denen die Rechte von Corona-Geimpften und -Genesenen klar geregelt werden", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff dem "Handelsblatt". Der CDU-Politiker führt derzeit den Vorsitz im Bundesrat. Die Länderkammer könne sich auf seiner nächsten Sitzung am 7. Mai mit einer entsprechenden Verordnung beschäftigen, so Haseloff.
Eigene Schritte in den Ländern
Einzelne Bundesländer sind bereits vorgeprescht. In Bayern sind Geimpfte seit Mittwoch negativ Getesteten gleichgestellt. In Rheinland-Pfalz, Hessen, Brandenburg, Berlin, Baden-Württemberg und Niedersachsen gibt es ebenfalls schon ähnliche Regelungen. Sachsen und Thüringen planen dies. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet spricht sich hingegen für ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern aus. Es sei richtig, abgestimmt vorzugehen, sagt der CDU-Bundesvorsitzende. Auch der Städte- und Gemeindebund mahnt bundesweite Klarheit an.
Die Bundesregierung plant bisher, dass das Kabinett die Pläne nächste Woche auf den Weg bringt und nach dem Bundestag der Bundesrat am 28. Mai abschließend entscheidet. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verteidigte das Vorgehen. Solche Dinge müssten "sorgfältig" gemacht werden. Es wäre nicht zielführend, einen "Schnellschuss" zu machen, der dann in kürzester Zeit von Gerichten wieder kassiert werde.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) kündigte allerdings an, "unverzüglich" und "schnellstmöglich" eine Verordnung vorzulegen. Wenn von Geimpften keine Infektionsgefahr mehr ausgehe, fiele die Begründung für die Einschränkung von Grundrechten weg.
Ausnahmen bei Quarantäne möglich
Laut einem Eckpunktepapier der Regierung könnten vollständig Geimpfte und Genesene etwa beim Zugang zu Geschäften und Dienstleistungen wie Friseuren dieselben Ausnahmen bekommen, die aktuell für negativ Getestete gelten. Bei der Einreise aus dem Ausland könnte in den meisten Fällen die Quarantäne wegfallen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erhielten bis einschließlich Dienstag rund 6,1 Millionen Bürger oder 7,4 Prozent einen vollständigen Impfschutz. Für sie könnten die Erleichterungen dann gelten. 24,7 Prozent haben bislang die erste Impfdosis erhalten.
cwo/kle (dpa, afp, rtr)