Grammys: Mehr Frauen, mehr Rapper
10. Februar 2019Die Diskussion ist bereits von der Oscar-Verleihung bekannt: Nicht nur unter den Gewinnern, sondern bereits unter den Nominierten seien zu wenig Afroamerikaner vertreten. Die Debatte, die beim begehrten Filmpreis zum Protest unter dem Hashtag #OscarsSoWhite führte, hat bei den Grammy Awards Regeländerungen bewirkt.
Bei der diesjährigen 61. Verleihung des Musikpreises ist die Zahl der Nominierungen in den Hauptkategorien von fünf auf acht gestiegen. Damit sollen die Chancen von schwarzen Künstlern erhöht werden - und die von Frauen. Denn anders als bei den Oscars gibt es beim Grammy keine nach "männlich" und "weiblich" unterteilten Kategorien. Und gerade die Nominierungen des aktuellen Oscar-Jahrgangs zeigen wieder auf: Für die beste Regie ist in diesem Jahr keine einzige Frau nominiert.
Record ist nicht gleich Song
Als Hauptkategorien gelten jene vier Rubriken, in denen Künstler aus allen Musikgenres gegeneinander antreten: Record, Song und Album des Jahres sowie Best New Artist. Ein bisschen kniffelig, letztlich aber leicht zu merken, ist die Unterscheidung der Preise für "Record of the Year" und "Song of the Year". Die Kategorie "Record of the Year" (in etwa: Aufnahme des Jahres) ehrt in erster Linie den Künstler, der den Song eingespielt hat.
Die Auszeichnung für den "Song of the Year" geht dagegen an die Songschreiber. Überschneidungen sind dabei nicht ausgeschlossen, denn der Songschreiber kann natürlich gleichzeitig auch Interpret des Liedes sein. Genau genommen ist es eher die Regel; in diesem Jahr sind sechs Künstlerinnen und Künstler in beiden Rubriken nominiert: die Rapper Kendrick Lamar, Drake und Childish Gambino sowie Lady Gaga, die Folksängerin Brandi Carlile und der deutsch-russische Produzent Zedd können theoretisch beide Grammys mitnehmen.
Der erhoffte Effekt der erweiterten Nominierungen lässt sich bereits ablesen: Fünf der acht Nominierungen für das Album des Jahres gingen an Frauen, ebenso viele sind afroamerikanische Künstlerinnen und Künstler. Die Diskussion lässt sich am Beispiel des Rappers Kendrick Lamar veranschaulichen: Seit 2015 hat er bereits die beachtliche Zahl von elf Grammys in seiner Vitrine angesammelt - allesamt jedoch in Rap-Kategorien und einmal für das beste Video. Die Auszeichnungen für das beste genreübergreifende Album oder Lied nahmen stets andere mit nach Hause.
Special Interest: Bestes zeitgenössisches christliches Album
Neben den wichtigsten Auszeichnungen nehmen Künstler den Preis in 80 weiteren Kategorien entgegen. Nach einem Blick auf die Liste der Rubriken lässt es sich trotz angekündigter Auftritte von Post Malone, Lady Gaga, Katy Perry und den Red Hot Chili Peppers ganz gut verschmerzen, dass die Verleihung in Deutschland nicht live übertragen wird. Eine kleine Auswahl gefällig?
Bei den Alben des Jahres gibt es zunächst so naheliegende Gattungen wie Pop-Album, Rap-Album, Country-Album und Rock-Album, ehe es schon etwas spezieller wird mit dem besten Americana-, Tropical Latin oder Bluegrass Album - und schließlich übertrieben kleinlich bis bizarr anmutet, wenn es um Best Contemporary Instrumental Album, Best Large Jazz Ensemble Album und insbesondere das Best Contemporary Christian Music Album geht. Die Liste ließe sich übrigens noch eine Weile fortsetzen.
Superstar Ariana Grande, in zwei Pop-Kategorien nominiert, hat ihre Teilnahme samt der geplanten Performance übrigens abgesagt. US-Medien berichten, die Veranstalter hätten sich in ihre Songauswahl eingemischt, worüber Miss Grande nicht eben amused gewesen sei.
Wer mit all den genannten Stars nichts anzufangen weiß, weil ihre Musik nicht den eigenen Geschmack trifft oder man sich vielleicht einfach zu alt vorkommt zwischen den ganzen Teenie-Schwärmen von Shawn Mendes bis Camila Cabello, sei an dieser Stelle beruhigt: Auch Beck, die Backstreet Boys, Seal, Barbra Streisand und Willie Nelson sind in diesem Jahr für einen Grammy nominiert.
Die Grammys werden am 10. Februar (Ortszeit) in Los Angeles vergeben. Durch den Abend führt die Sängerin Alicia Keys.