Mehr Jobs mit Erneuerbaren weltweit
26. Mai 2016Laut aktuellem Bericht der International Renewable Energy Agency (IRENA) haben weltweit über 8,1 Millionen Menschen einen Job im Bereich der Solar-, Wind-, Bioenergie, kleinen Wasserkraft und Geothermie. Zwischen 2014 und 2015 stieg die Zahl der Beschäftigten um fünf Prozent. Zudem arbeiten noch rund 1,3 Millionen Menschen im Sektor der großen Wasserkraft, dem Bau und Betrieb der großen Stauanlagen, schätzt die Agentur.
"Der anhaltende Zuwachs an Jobs im Sektor der erneuerbaren Energien ist bedeutend. Er steht im Kontrast zum gegenläufigen Trend in der Energiebranche", betont Adnan Z. Amin, Generaldirektor der IRENA bei der Vorstellung des Berichts in Abu Dhabi. "Der Zuwachs wird angetrieben durch Kostensenkungen und politische Rahmenbedingungen. Wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt und die Länder zunehmend auf die Erneuerbaren setzen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen."
Solarsektor mit 3,7 Millionen Jobs
Die meisten Jobs und auch die größte Dynamik gibt es weltweit bei der Solarenergie. Im Bereich der solaren Stromerzeugung, der Photovoltaik (PV), gab es laut IRENA im Jahr 2015 rund 2,8 Millionen Vollzeitarbeitsplätze. Neue Solarfabriken wurden gebaut, Zellen, Module und Wechselrichter produziert und viele neue Anlagen errichtet. Weltweit stieg hier im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Beschäftigten um elf Prozent.
China bietet hier nach dem Bericht die meisten Arbeitsplätze, rund 1,7 Millionen. Es folgen Japan (377.000), die USA (194.000) und Bangladesch (127.000), wo im letzten Jahr rund 700.000 sogenannte Solar-Home-Systeme in den ländlichen Regionen verkauft wurden und somit viele Menschen erstmalig Elektrizität bekamen.
Deutschland, einst führender Solarpionier, verlor dagegen viele Jobs. 2015 arbeiteten nur noch 38.000 Menschen in der Branche. Zwei Jahre zuvor waren es noch fast dreimal so viele. Damit rutschte Deutschland im Ranking der Photovoltaik-Arbeitsplätze hinter Indien (103.000 Jobs) ab - auf Platz sechs.
Sehr dynamisch entwickelt sich auch die Solarthermie. Nach dem IRENA-Bericht arbeiteten im vergangenen Jahr weltweit rund 940.000 Menschen in der Produktion und Installation von Kollektoren, mit denen vor allem Wasser erwärmt wird. Die meisten Arbeitsplätze gibt es demnach ebenfalls in China (743.000), auf Platz zwei und drei folgen Indien (75.000) und Brasilien (41.000).
Biomasse für den Straßenverkehr und für Strom
Weltweit gibt es auch viele Jobs im Bereich der Biomasse-Gewinnung und Verarbeitung. Biomasse wird unter anderem zur Stromgewinnung in Kraftwerken verfeuert oder in Form von Gas oder flüssigen Kraftstoffen genutzt.
Rund 2,9 Millionen Arbeitsplätze gibt es nach Angaben von IRENA in diesem Energiesektor. Davon die meisten in Brasilien (821.000), wo vor allem Zuckerrohr angebaut und zu Kraftstoff für den Verkehr weiterverarbeitet wird. Auf Platz zwei der Kraftstoffproduktion folgt mit rund 277.000 Jobs die USA.
Bei der Biogasproduktion aus landwirtschaftlicher Produkten und auch aus Klärschlamm liegt dagegen China vorne: mit 209.000 Beschäftigten, gefolgt von Indien (85.000) und Deutschland (48.000).
Jobmotor Windindustrie
Ein großer Wachstumsmarkt ist auch die Windindustrie mit fast 1,1 Millionen Beschäftigten weltweit. Nach Angaben von Rabia Ferroukhi, dem Autoren des Reports, stieg die Zahl der Jobs gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent.
Die meisten Arbeitsplätze bietet auch in diesem Sektor China, seit Jahren werden hier die meisten Windanlagen weltweit aufgestellt. Laut IRENA gab es in China 507.000 Vollzeitjobs in der Windindustrie und auch in Deutschland ist die Branche mit 149.000 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Viele Jobs gibt es diesbezüglich auch in den USA (88.000), in Indien (48.000) und Brasilien (41.000).
"Über 24 Millionen Jobs bis 2030"
China ist seit Jahren weltweit führend beim Aufbau neuer Solar- und Windanlagen im eigenen Land, die Zahl der Beschäftigten wächst entsprechend. Aber auch Japan und die USA investieren in die Erneuerbaren zunehmend, damit verbunden gibt es mehr Jobs.
Negativ bewertet der IRENA-Bericht jedoch die Entwicklung in der EU. Aufgrund politischer Rahmenbedingungen wurde weniger investiert und somit sank die Zahl der Arbeitsplätze gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf rund 1,2 Millionen.
Die meisten Jobs in der EU hat nach wie vor Deutschland. Im Bereich der Erneuerbaren sogar "fast so viel Beschäftigte wie Frankreich, Großbritannien und Italien zusammen", lautet das Fazit im IRENA-Bericht.
Positiv werden die Trends in einigen afrikanischen Ländern bewertet. "Es gibt viele interessante Entwicklungen zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Solar- und Windsektor in Ägypten, Marokko, Kenia, und Südafrika", schreiben die Autoren.
Insgesamt blickt IRENA optimistisch in die Zukunft. "Die fortschreitende Energiewende beschleunigt das Wachstum erneuerbarer Energien und die Beschäftigung", so Amin. "IRENA rechnet damit, dass sich der Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 im globalen Energiemix verdoppeln wird. Das ist genug, um die globalen Klimaziele zu erreichen und wir hätten dann über 24 Millionen Jobs weltweit", in diesem Sektor.