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Krummes Gemüse

12. November 2008

Größe und Form von Obst und Gemüse innerhalb der EU waren bislang auf den Millimeter und auf den Krümmungswinkel genau vorgeschrieben. Aber sie kommen zurück: Krumme Gurken, knotige Karotten und albern aussehende Äpfel.

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Krumme Gurke (Foto: Uli Westphal)
Gurken der Extra-Klasse durften maximal eine Krümmung von zehn Millimetern je zehn Zentimeter Länge habenBild: Uli Westphal 2007

Saftig, grün und nahezu gerade. Der Inbegriff einer akkurat gewachsenen Gurke. Ihre Zeit ist jedoch gezählt, denn bald könnte die krumme Gurke viele Haushalte zurück erobern. Die Staaten der Europäischen Union beschlossen am Mittwoch (12.11.2008) in Brüssel, die 20 Jahre alten Vorschriften für insgesamt 26 verschiedene Sorten von Obst- und Gemüse abzuschaffen. Auch Deutschland hat zugestimmt, die oft bespöttelten Normen für den Obst- und Gemüsehandel aufzuheben. Das soll auch helfen die Bürokratie abzubauen. "Es ist sinnlos, einwandfreie Erzeugnisse wegzuwerfen, nur weil sie die falschen Formen haben", sagt Mariann Fischer Boel, Kommissarin für Landwirtschaft und Entwicklung. Es handele sich um einen Neuanfang für die krumme Gurke und die knotige Karotte.

Bananenstauden hängend über einem Mann .(AP Photo/Moises Castillo)
Die Banane ist von der Änderung nicht betroffen und muss mindestens 14 Zentimeter lang und 27 Millimeter dick seinBild: AP

Bislang wurde Obst und Gemüse, das nicht den rigiden Richtlinien für Handelsklassen der EU entsprach, aussortiert. Sind die Änderungen in Kraft, soll nichts mehr weggeworfen werden. Davon verspricht sich die Kommission auch sinkende Lebensmittelpreise für die Verbraucher. Der solle nämlich, so Boel, aus einer möglichst breiten Produktpalette auswählen können. Zehn Sorten bleiben von der Veränderung dagegen unberührt, darunter Äpfel, Erdbeeren, Salate, Tomaten und Zitrusfrüchte, die immerhin 75 Prozent des Handelswertes der EU ausmachen. Den Angaben eines Sprechers der Kommission für Landwirtschaft und Entwicklung zufolge können zukünftig aber auch kleine Äpfel oder solche mit einer "albernen Form" in Geschäften verkauft werden. Sie müssen allerdings auf der Verpackung mit "zur Verarbeitung bestimmtes Erzeugnis" gekennzeichnet werden.

Überraschende Entscheidung

Die neuen Regeln sollen ab Juli des kommenden Jahres gelten. Dass die viel kritisierten Handelsnormen der EU abgeschafft wurden, kommt trotzdem überraschend. Denn bislang wollten die meisten EU-Staaten an dieser Regelung festhalten. So waren 16 Mitgliedsstaaten gegen die geplante Änderung, unter anderem Frankreich, Italien und Spanien. Jedoch brachten sie nicht die notwendige qualifizierte Mehrheit gegen den Vorschlag der EU-Kommission auf. Alles zum Wohl der krummen Gurke. (hd)