Gefährliche Situationen über Europa
10. November 2014Allein in den vergangenen acht Monaten hat es 45 brenzlige Situationen zwischen Russland und der NATO gegeben. Das geht aus der Studie "Waghalsigkeit - riskante militärische Begebenheiten zwischen Russland und dem Westen 2014" des European Leadership Network in London (ELN) hervor. Davon stufen die ELN-Experten drei als "Hochrisiko-Zwischenfälle" ein, bei denen es Tote oder einen militärischen Konflikt zwischen Russland und der NATO hätte geben können.
Drei "Hochrisiko-Zwischenfälle"
So sei es Anfang März zu einem Beinahezusammenstoß zwischen einer schwedischen Passagiermaschine mit 132 Menschen an Bord und einem russischen Aufklärungsflugzeug rund 50 Kilometer südöstlich von Malmö gekommen. Der russische Jet soll seine Position nicht übermittelt haben. Eine Kollision habe "nur wegen der guten Sichtverhältnisse und der Achtsamkeit der Piloten des Passagierflugzeugs verhindert werden können", heißt es in dem Bericht. Der Abstand zwischen den Maschinen habe nur 90 Meter betragen.
Im September sei ein estnischer Sicherheitspolizist von russischen Geheimdienstmitarbeitern auf estnischen Staatsgebiet verschleppt und nach Moskau gebracht worden. Ihm werde Spionage vorgeworfen. Im Oktober verdächtigte die schwedische Marine ein russisches U-Boot, in schwedischen Hoheitsgewässern unterwegs zu sein. Russland wies die Vorwürfe zurück, die tagelange Suche blieb erfolglos. Weitere elf Vorkommnisse stufte die ELN als ernsthaft ein, weil sie "provozierend" und "aggressiv" gewesen seien.
"Gefährliches Spiel"
"Hier wird ein gefährliches Spiel mit dem äußersten Risiko gespielt", sagt Ex-Verteidigungsminister und ELN-Mitglied Volker Rühe dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Alle Parteien, besonders Russland, sollten militärische Zurückhaltung üben, so Rühe.
Die NATO hatte Ende Oktober über mehrere Vorfälle mit russischen Militärflugzeugen berichtet. Binnen 24 Stunden hätten NATO-Flugzeuge vier Gruppen mit russischen Maschinen angefangen. Eine derart hohe Zahl von Einsätzen habe es in den vergangenen Jahren nur selten gegeben. Nach Angaben der Luftwaffe des NATO-Mitgliedes Norwegen flogen russische Flugzeuge von Stützpunkten in der Arktis bis nach Portugal. Sie seien über internationalen Gewässern geblieben, den Grenzen der Mitgliedstaaten aber so nahegekommen, dass Jets losgeschickt worden seien.
cr/ml (afp, rtr, Spiegel)