Mehr als 200 Tote in Äthiopien
8. Juli 2020Neuen Angaben zufolge starben seit vergangener Woche insgesamt neun Polizisten, fünf Milizionäre und 215 Zivilisten. Zehn weitere Menschen seien in der Hauptstadt Addis Abeba getötet worden. Zuvor hatte die Polizei von 166 Toten gesprochen. Die landesweiten Proteste waren durch die Ermordung des beliebten Sängers Hachalu Hundessa vergangene Woche ausgelöst worden. Nach Angaben der Behörden sind die Todesfälle auf Einsätze der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten sowie Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen zurückzuführen.
Hachalu gehörte den Oromo an, der größten Volksgruppe in Äthiopien. In seiner Musik hatte er oft das Gefühl der Oromo ausgedrückt, wirtschaftlich und politisch benachteiligt zu werden. Sie fühlen sich seit Jahren bevormundet.
Deutlich mehr Konflikte
Andauernde Proteste der Oromo führten 2018 zum Rücktritt von Ministerpräsident Hailemariam Desalegn und der Amtsübernahme durch Abiy Ahmed. Abiy, der selber Oromo ist, erhielt vergangenes Jahr den Friedensnobelpreis - vor allem für den Friedensschluss mit dem Nachbarland Eritrea. Die Konflikte zwischen den Ethnien in Äthiopien sind hingegen seit seiner Amtsübernahme angestiegen.
Zwischen Oromo-Nationalisten - die die Unabhängigkeit ihrer Heimatregion von Äthiopien anstreben - und Ministerpräsident Abiy wurde der Ton zuletzt deutlich schärfer. Kritiker werden dem Regierungschef vor, sich zu wenig um die Belange der Oromo zu kümmern.
Äthiopien mit seinen 100 Millionen Einwohnern ist ein Vielvölkerstaat, in dem es immer wieder Spannungen zwischen den Volksgruppen gibt. Die Behörden machten wiederholt die Rebellengruppe Oromo Liberation Army und die oppositionelle Tigray-Volksbefreiungsfront für die Unruhen verantwortlich.
hf/gri (rtr, afp, dpa)