Mehr als 100 Tote bei Luftangriff im Jemen
1. September 2019Bei dem Luftangriff auf ein als Gefängnis genutztes Gebäude im kriegszerrütteten Jemen sind möglicherweise bis zu 130 Gefangene ums Leben gekommen . In dem Gebäude in Dhamar im Südwesten des Landes seien etwa 170 Menschen gefangen gehalten worden, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit. 40 von ihnen seien bei dem Angriff verletzt worden, die übrigen 130 vermutlich tot. Die Leichen würden derzeit aus den Trümmern des Gebäudes in Dhamar im Südwesten des Landes geborgen, sagte der Chef der IKRK-Delegation im Jemen, Franz Rauchenstein. Die Verletzten werden demnach im Krankenhaus behandelt.
Einsatzkräfte des IKRK suchten laut Rauchenstein in den Trümmern weiter nach Überlebenden. Allerdings seien die Chancen "sehr gering", noch lebende Menschen zu finden. Das IKRK hatte nach eigenen Angaben Helfer mit medizinischem Bedarf und 200 Leichensäcken nach Dhamar geschickt.
Die Angriffe galten nach Angaben der Militärkoalition einer Stellung der Huthi-Rebellen in Dhamar südlich der Hauptstadt Sanaa. Sie habe ein Waffenlager beschossen, in dem Drohnen und Raketen gelagert worden seien, erklärte die Militärkoalition. Im staatlichen Sender Al-Echbarija teilte die Koalition mit, es seien "alle Vorsichtsmaßnahmen" zum Schutz von Zivilisten getroffen worden.
Vertreter der Huthis und Einwohner sagten dagegen, bei dem getroffenen Gebäude habe es sich um eine ehemalige Schule gehandelt, die als Gefängnis genutzt wurde. Rauchenstein vom IKRK zeigte sich schockiert: "Gefangene sind durch internationales Recht geschützt."
Sieben Angriffe
Die Huthi-Rebellen hatten zuvor über ihren Fernsehsender Al-Masirah von "dutzenden" Toten und Verletzten gesprochen. Insgesamt habe die Koalition sieben Angriffe geflogen. Auf Fotos waren schwere Schäden an dem Gebäude zu sehen ebenso wie mehrere Leichen im Geröll.
Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. 3,3 Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben.
ust/gri (rtr, dpa, afp)