Festnahmen nach Vergiftungen an Mädchen
12. März 2023Die amtliche iranische Nachrichtenagentur IRNA meldet unter Berufung auf das Innenministerium, die Verdächtigen seien im Zusammenhang mit den Vergiftungsfällen in elf Provinzen festgesetzt worden. "Mehr als 100 Personen, die für die jüngsten Vorfälle an den Schulen verantwortlich sind, wurden identifiziert, verhaftet und untersucht", erklärte demnach das Ministerium.
Seit drei Monaten werden im Iran immer wieder Massenvergiftungen an Mädchenschulen gemeldet. Die Behörden vermuten dahinter einen Versuch, Mädchen von der Schulbildung auszuschließen. Bei der Welle von Angriffen seit Ende November wurden Schülerinnen ohnmächtig, litten unter Übelkeit, Kurzatmigkeit und anderen Symptomen, nachdem sie "unangenehme" Gerüche auf dem Schulgelände wahrgenommen hatten. Einige wurden in Krankenhäusern behandelt. Die mutmaßlichen Giftanschläge in rund 230 Schulen in 25 der 31 iranischen Provinzen hatten bei der Schülerschaft und den Eltern Angst und Wut ausgelöst.
Harte Strafen angekündigt
Am Montag hatte der oberste geistliche Führer des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, dazu aufgerufen, die Täter des "unverzeihlichen Verbrechens" "ohne Gnade" zu verfolgen. Ebenfalls am Montag verkündete der iranische Justizchef Mohseni Edschei, wegen der Vergiftungen festgenommene Menschen sollten wegen "Korruption auf Erden" angeklagt werden, was die Todesstrafe nach sich ziehen würde.
Nach den rätselhaften Massenvergiftungen von Schülerinnen im Iran hatte die Regierung in Teheran bereits am Dienstag erste Festnahmen bekanntgegeben. Das Innenministerium erklärte, die Sicherheits- und Geheimdienste hätten in sechs Provinzen "eine Anzahl von Menschen" festgenommen. Sie würden der Herstellung gefährlicher Substanzen verdächtigt.
Verbindungen zu "feindlichen" Gruppen?
Das Ministerium erklärte nun, die mutmaßlichen Täter könnten Verbindungen zu "feindlichen" Gruppen haben. "Unter den Verhafteten befinden sich Personen mit feindseligen Motiven und mit dem Ziel, die Bevölkerung und die Schüler in Angst und Schrecken zu versetzen und Schulen zu schließen." Die Erklärung wies auf mögliche Verbindungen zu einer in Albanien ansässigen exiliranischen Oppositionsgruppe hin, die von Teheran als "terroristische" Organisation betrachtet wird, den Volksmudschaheddin von Iran oder Mujahedeen-e-Khalq (MEK). "Die Ermittlungen gegen diese kriminellen Personen, einschließlich der Aufdeckung ihrer möglichen Verbindung zu terroristischen Organisationen wie der MEK und anderen, dauern an", hieß es weiter. Das Ministerium fügte hinzu, die Zahl der Vorfälle in den Schulen sei in den vergangenen Tagen zurückgegangen.
Die Vergiftungen begannen zwei Monate nach den Protesten, die den Iran nach dem Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini, einer ethnischen Kurdin, die wegen eines angeblichen Verstoßes gegen strenge Bekleidungsvorschriften für Frauen verhaftet worden war, am 16. September erfassten. Die iranische Führung macht für diese Proteste, die er gemeinhin als "Unruhen" bezeichnet, feindliche Kräfte im Ausland verantwortlich, die mit seinen Erzfeinden, den Vereinigten Staaten, Israel und deren Verbündeten, in Verbindung stehen.
kle/ehl (afpe, efe, IRNA)