Ein Forum für "Medien, Freiheit, Werte"
13. Juni 2016Mit einem Plädoyer für die Meinungs- und Pressefreiheit hat der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg, das Global Media Forum in Bonn eröffnet. "Nur wenn die Menschen in der Lage sind, frei zu kommunizieren, kann es Veränderungen geben" sagte Limbourg bei seiner Eröffnungsrede im World Conference Center in Bonn. "Wenn sie die Möglichkeit haben, Ideen und Werte mit anderen zu teilen, und die Chance, jene zu erreichen, die noch immer unter der Kontrolle diktatorischer Regime leben."
Pressefreiheit bedroht
Limbourg hob besonders den "drastischen" Rückgang der Pressefreiheit in der Türkei hervor, wo zahlreiche Journalisten unter dem konstruierten Vorwurf der Terrorunterstützung inhaftiert werden. Mit Blick auf den türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte Limbourg: " Für einen Freund der Türkei ist es traurig zu sehen, was aus diesem Präsidenten geworden ist. Nicht seine Kritiker beschädigen die Reputation der türkischen Nation, sondern er selbst."
Doch auch in Europa sei die Pressefreiheit keine Selbstverständlichkeit. "Nationalkonservative Regierungen in Ungarn und Polen setzen Journalisten unter Druck, die nicht mit ihrer Politik einverstanden sind", sagte Limbourg. Rechtspopulisten in Deutschland bezeichneten die Medien als "Lügenpresse". "Für sie ist 'die Wahrheit' nur ihre eigene Meinung", sagte Limbourg.
"Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Das Ende der Meinungsfreiheit ist der Anfang vom Ende der Demokratie", fügte Limbourg hinzu.
Medien müssen verlässlich sein
In einer Videogrußbotschaft betonte Bundespräsident Joachim Gauck die Bedeutung von verlässlichem Journalismus. "Nie gab es so viele Möglichkeiten zur Information wie heute", sagte Gauck. "Wir sehen aber auch, dass damit zugleich die Möglichkeiten zur Manipulation und zur Desinformation wachsen - und diese von vielen auch skrupellos ausgenutzt werden."
Umso mehr komme es darauf an, dass man bewährten Medien, die zu Markenzeichen verlässlichen Journalismus geworden sind, auch weiterhin vertrauen kann. "Und dass diese weiter unbestechlich, tatsachenorientiert und seriös berichten", sagte der Bundespräsident.
Diskussion um die Lage der Medien
Rund 2000 Gäste aus mehr als 100 Ländern diskutieren beim Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn über Medien, Politik und weltweite Krisen. Unter der Überschrift "Medien, Freiheit, Werte" werden vom 13. bis 15. Juni Experten aus aller Welt im World Conference Center in Bonn erwartet. Unter anderem beschäftigen sich die Teilnehmer mit der Lage der Medien in Polen und in der arabischen Welt. Sie diskutieren über Übergriffe auf Journalisten in der Türkei und die Flüchtlingskrise.
Neben Journalisten und Politikern beteiligen sich auch Wissenschaftler und Kulturschaffende an Diskussionen und Workshops. Zu den Referenten gehören unter anderen Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (beide SPD), der britische Historiker und Autor Martin Walker und Belgiens ehemaliger Ministerpräsident Yves Leterme. Die Abschluss-Keynote hält die scheidende Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres.
Auszeichnung für "Hürriyet"-Chefredakteur
Im Rahmen der Konferenz wurde auch die Auszeichnung "Freedom of Speech Award" verliehen. Der zum zweiten Mal verliehene Preis ging an den Chefredakteur der türkischen Zeitung "Hürriyet", Sedat Ergin, für sein mutiges Engagement für die Pressefreiheit in seinem Heimatland. Er nehme die Auszeichnung mit gemischten Gefühlen entgegen, sagte Ergin. Es sei traurig, dass die Welt im Jahr 2016 weiterhin um Meinungsfreiheit ringen müsse. In der Laudatio sagte Bild-Herausgeber Kai Diekmann, es hätte keinen angemesseneren Gewinner geben können. "Es ist gefährlich, ein Chefredakteur in der Türkei zu sein, und das war es immer."
Mit "The Bobs - Best of Online Activism" zeichnet die Deutsche Welle zudem während des Global Media Forums Web-Projekte aus Bangladesch, dem Iran, Deutschland und Indien aus, die sich für die Stärkung der Meinungsfreiheit und der Zivilgesellschaft im Internet einsetzen.