1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mazedonien feuert Blendgranaten auf Flüchtlinge

22. August 2015

Mit Tränengas und Blendgranaten hat die mazedonische Polizei versucht, Tausende Flüchtlinge von der Einreise aus Griechenland abzuhalten. Gepanzerte Fahrzeuge wurden am Grenzübergang bei Gevgelija postiert.

https://p.dw.com/p/1GJhk
Mazedonien - Flüchtlinge
Bild: Reuters

Bei dem Vorgehen der mazedonischen Sicherheitskräfte wurden laut Augenzeugen mindestens vier Menschen verletzt. Zur Verstärkung schickte die Regierung auch Soldaten.

Später gelang es trotzdem hunderten Flüchtlingen, die Grenze zu überqueren. Das UN-Flüchtlingshilfswerk erklärte, die Regierung in Skopje habe dem UNHCR inzwischen zugesichert, dass die Grenze nicht mehr geschlossen werde. Eine Sprecherin von Ärzte ohne Grenzen beklagte, die Lage sei dennoch dramatisch. Helfer hätten kaum noch Zugang zu den Flüchtlingen, die vor allem aus Syrien und Afghanistan stammen sollen.

Die EU sieht keinen Anlass zur Selbstkritik

Die Europäische Union wies unterdessen Kritik zurück, zu langsam auf die Krise zu reagieren. Vielmehr seien die Mitgliedsstaaten am Zug, die Vorschläge der EU-Kommission umzusetzen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte zusammen mit seinem französischen Kollegen Bernard Cazeneuve die EU zu Eile gemahnt.

Mazedonien hat nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Monaten mehr als 40.000 Flüchtlinge registriert, die aus Griechenland kamen. Die meisten von ihnen passieren das Land in Richtung Serbien und reisen durch Ungarn weiter.

Auch Bulgarien will seine Grenze sichern

Nach der Schließung der mazedonischen Südgrenze erwägt nun Bulgarien, den Schutz seiner südwestlichen Grenze durch die Entsendung von Soldaten zu verstärken, um aus Griechenland kommende Flüchtlinge zu stoppen. "Die Streitkräfte würden gemeinsam mit der Grenzpolizei die Grenzkontrollen verstärken", teilte das Verteidigungsministerium in Sofia mit. Noch sei kein "ernsthafter Anstieg" der Flüchtlingszahlen verzeichnet worden, erklärte Innenministerin Rumjana Baschwarowa.

In Sofia wird befürchtet, die Flüchtlinge könnten nach der Abriegelung der mazedonischen Grenze versuchen, weiter östlich über die bulgarische Grenze zu gelangen. Die meisten Menschen kamen bislang über die Türkei nach Bulgarien. Dort wird derzeit ein 30 Kilometer langer Grenzzaun ausgebaut, tausend zusätzliche Polizisten sichern die Grenze ab.

Die mazedonisch-griechische Grenze ist einer von vielen Brennpunkten der gegenwärtigen Flüchtlingskrise. Um die Weiterreise der Einwanderer Richtung Norden zu stoppen, fordern Deutschland und Frankreich die Einrichtung von Auffanglagern, sogenannten Hotspots. Flüchtlingsorganisationen wie Pro Asyl lehnen solche Pläne ab.

Europa soll seine Haltung überdenken, mahnt Guterres

UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres forderte Europa auf, seine Einstellung zur Einwanderung grundsätzlich zu überdenken. Europa müsse erkennen, dass es angesichts niedriger Geburtenraten auf Zuwanderung angewiesen sei, sagte er am UN-Sitz in Genf. "Diejenigen, die von dieser Situation des Leugnens profitieren, sind die Schmuggler und Schleuser."

haz/qu (dpa, afp, rtr)