Max Ophüls Preis für "Moneyboys"
26. Januar 2022Vorm ersten Mal ist der junge Chinese Fei (gespielt von Kai Ko) noch sehr nervös. Fei ist ein sogenannter Moneyboy - einer von vielen männlichen Sexarbeitern, die durch das Prostitutionsverbot in China ein stattliches Einkommen verdienen. Doch Fei behält das Geld nicht, sondern schickt es seiner Familie, die er in seinem Heimatdorf auf dem Land zurückgelassen hat. Die finanziellen Zuwendungen nimmt man dort gern an, aber dass er schwul ist, würde die Verwandtschaft nie akzeptieren. Eines Tages verliebt sich Fei in Xiaolai, der in dem Gewerbe schon viel Erfahrung hat. Eine Geschichte voller Gewalt, Misstrauen und Eifersucht nimmt ihren Lauf.
Laudatio für sensible Darstellung queeren Lebens
C. B. Yis Spielfilm ließ am Mittwochabend (26.1.2022) beim Max Ophüls Preis die starke Konkurrenz hinter sich, der Regisseur kann sich über 36.000 Euro Preisgeld freuen. "'Moneyboys' ist ein existenzieller, queerer und zugleich universaler Film über Liebe, der politische Bedeutung nicht verfolgt, aber sie erzeugt", verkündete die Jury. Der Regisseur gebe den Charakteren und dem gesamten Film eine außergewöhnliche Würde.
Außerdem erhält C. B. Yi, der als 13-Jähriger mit seiner Familie nach Österreich kam und in Wien unter anderem an der Filmakademie bei Michael Haneke und Christian Berger studiert hat, den mit 2500 Euro dotierten Preis der Ökumenischen Jury. "Moneyboys sensibiliere den "Zuschauer für spirituelle, menschliche oder soziale Fragen und Werte", hieß es. Der Film setze die Gegensätze zwischen Landidylle und anonymer Großstadt gekonnt in Szene. "Die Suche nach der schmerzlich vermissten Geborgenheit im Schoß der Familie endet in einer gewaltsamen Wucht an Schuldzuweisung, die den Protagonisten in die Anonymität der Stadt verdammt", so die Jury. "Es ist gut, dass angekommen, ist, was ich erzählen will", freute sich C.B. Yi. Seinen Film "Moneyboys" durfte der Mitvierziger 2021 schon bei den Filmfestspielen in Cannes zeigen.
Weitere Preisträger
Beim 43. Saarbrückener Filmfestival wurden insgesamt 18 Auszeichnungen vergeben.
Die restlichen Preisgelder der insgesamt in Höhe von 118.500 Euro dotierten Auszeichnungen gingen u.a. an den Schweizer Lorenz Merz für die Beste Regie in "Soul of a Beast" - die Geschichte eines jungen Vaters (dargestellt von Pablo Caprez), der mit Freunden nachts in einen Zoo einbricht. Cabrez wurde in diesem Film ebenfalls geehrt: für seine Rolle als bester Nachwuchsschauspieler. Julia Windischbauer empfing die Nachwuchs-Trophäe für ihre Darstellung der lesbischen Jasmin in "Para:dies", einem Film über eine spannungsgeladene Dreiecksbeziehung.
In "Ladybitch" thematisieren die Direktorinnen Paula Knüpling und Marina Prados Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung und erhielten dafür die Auszeichnung für einen gesellschaftlich relevanten Film. Auch "Risse im Fundament" von Genia Leis und Gerald Sommerauer greift dieses Thema auf: Es geht es um eine junge Studentin, die sich zunächst über den Job im Büro eines bekannten Architekten freut - bis sie feststellt, dass sie für ihn vor allem eine junge und verfügbare Frau zu sein hat. Für diese Story gab es den Preis der Jugend.
Als bester Dokumentarfilm schließlich wurde "Anima - Die Kleider meines Vaters" von Uli Decker gewürdigt: die Geschichte eines Mädchen, das die in ihrem bayerischen Heimatdorf verankerten Rollenstereotypen ablehnt und Jahre nach dem Tod ihres Vaters erkennen muss, dass es ihm auch so ging: Sie findet seine hochhackigen Schuhe, Schminke und künstliche Fingernägel.
Der Publikumspreis zeichnete ein Werk aus, das eindrucksvoll den Klimawandel dokumentiert: In Marten Persiels Film "Everything Will Change" ist es das Bild einer Giraffe, das den Ausschlag für eine Reise in die Vergangenheit des Planeten Erde gibt - in die Zeit, bevor das große Artensterben einsetzte.
Wichtiges Forum für den Filmnachwuchs
Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist das wichtigste Forum für den Filmnachwuchs aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. 1980 startete es mit 700 Zuschauern in einem Programmkino. Seitdem sind sowohl das Publikum als auch die Anzahl der eingereichten Filme stetig gewachsen. Namensgeber des Events in Saarbrücken ist Max Ophüls (1902-1957), ein Sohn der Stadt und international gefeierter Theater- und Filmregisseur.
Im letzten Jahr fand das Filmfestival Corona-bedingt nur online statt, in diesem Jahr als Hybrid-Veranstaltung. Zur letzten Präsenzveranstaltung vor zwei Jahren kamen rund 45.500 Besucher.
suc/MM (mit dpa/kna)