Massenproteste gegen Urteile im Mubarak-Prozess
3. Juni 2012Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo - dem Symbol des Aufstandes gegen das alte Regime im Frühjahr 2011 - versammelten sich am späten Samstagabend bis zu 10.000 Menschen. In den Hafenstädten Alexandria und Suez kam es ebenfalls zu größeren Kundgebungen. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
Ein Kairoer Strafgericht hatte Mubarak wegen einer Mitschuld am Tod von mehr als 800 Demonstranten während der Proteste gegen seine Herrschaft zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch Mubaraks damaliger Innenminister Habib al-Adli erhält deshalb lebenslänglich. Die beiden Söhne Mubaraks sowie sechs hochrangige Vertreter der damaligen Sicherheitskräfte wurden hingegen freigesprochen. Mubaraks Anwalt kündigte Berufung an.
Chef der Muslimbrüder auf dem Tahrir
Die Demonstranten kritisierten die nach ihrer Ansicht nach zu milden Urteile und forderten die Todesstrafe für Mubarak. Der Präsidentschaftskandidat der Muslimbrüder, Mohammed Mursi, schloss sich den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz an. Aktivisten berichteten, der Auftritt des Islamisten sei von seinen Unterstützern gut organisiert gewesen.
Schon kurz nach dem Urteilsspruch hatte Mursi sich für die Hinrichtung Mubaraks ausgesprochen. "Ich halte an der Todesstrafe (für Mubarak) fest", hieß es in einer Erklärung des islamistischen Kandidaten. Mursi tritt am 16. und 17. Juni in einer Stichwahl um das Präsidentenamt gegen den letzten Regierungschef Mubaraks, Ahmed Schafik an. Dieser forderte die Ägypter auf, den Richterspruch zu akzeptieren.
Der Mubarak-Prozess hat historische Bedeutung: Erstmals musste sich ein im "Arabischen Frühling" gestürzter Machthaber persönlich vor Gericht verantworten. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes war der 84-Jährige an den Verhandlungstagen im Krankenbett oder im Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht worden.
In Haftkrankenhaus eingeliefert
Nach der Urteilsverkündung erlitt der Ex-Präsident einem Fernsehbericht zufolge einen Zusammenbruch. Er sei im Hubschrauber auf dem Weg in die Haftanstalt ärztlich versorgt worden, hieß es. Die staatliche Nachrichtenagentur Mena meldet, Mubarak sei ins Krankenhaus eines Kairoer Gefängnisses eingeliefert worden. Er leidet nach unterschiedlichen Berichten an Herzproblemen, Depressionen und Krebs.
wl/rb (dpa, afp, rtr, dapd)