Angst vor 'Gustav'
31. August 2008Fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Hurrikan "Katrina" haben sich die Menschen in New Orleans wieder vor einem "Jahrhundert-Sturm" in Sicherheit gebracht. Hunderttausende verließen am Sonntag (31.08.2008) die Metropole, gut 24 Stunden vor dem Eintreffen des Hurrikans "Gustav" im Süden der USA. Insgesamt waren in den bedrohten Gebieten rund eine Million Menschen auf der Flucht. Der Bürgermeister von New Orleans Ray Nagin warnte vor der "Mutter aller Stürme" und verhängte aus Furcht vor Plünderungen eine nächtliche Ausgangssperre. Wer dann noch auf der Straße ist, werde von Polizei oder Soldaten der Nationalgarde festgenommen.
Viele Menschen eilten mit schmalem Gepäck zu den Sammelstellen, um mit Bussen oder per Eisenbahn aus der 470.000-Einwohner-Stadt im Bundesstaat Louisiana gebracht zu werden, die vor der Jahren von "Katrina" überflutet wurde. Wer trotz der Evakuierung in New Orleans bleibe, "macht einen der größten Fehler seines Lebens", sagte der "Katrina"-erfahrene Nagin.
Bereits auf seinem Weg durch die Karibik hatte "Gustav" schwerste Schäden angerichtet und mehr als 80 Menschen das Leben gekostet. Auf Kuba waren vorsorglich nach Angaben der Zivilverteidigung 300.000 Menschen aus besonders gefährdeten Orten in Sicherheit gebracht worden. "Es ist der schrecklichste und zerstörerischste Sturm der vergangenen 50 Jahre", schrieb die amtliche Nachrichtenagentur "Prensa Latina".
Aufprall auf US-Küste am Montag
Zwar ließ "Gustav" auf seinem Weg in Richtung US-Küste an Intensität nach und wurde vom nationalen Hurrikan-Zentrum auf Kategorie drei heruntergestuft. Am Sonntag hatte er den Angaben zufolge eine maximale Windgeschwindigkeiten von 195 Stundenkilometern. Allerdings könne der Sturm über dem Meer wieder an Stärke zunehmen, hieß es.
Der Aufprall auf die US-Küste wurde für Montagnachmittag (Ortszeit) erwartet. Auch andere Regionen seien gefährdet, etwa die Küste von Texas und Mississippi.
Nominierungsparteitag bedroht
Zugleich drohte "Gustav" den Wahlparteitag der Republikaner in Minneapolis/St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota zu überschatten. Der geplante Auftritt von US-Präsident George W. Bush wurde wegen des Hurrikans abgesagt. Auch Vizepräsident Dick Cheney werde nicht anreisen, um vor den Parteitagsdelegierten zu sprechen, wie das Weiße Haus mitteilte.
John McCain erwog in einem TV-Interview am Sonntag sogar eine mögliche Verschiebung des Parteitages. Es würde schlecht aussehen, wenn der Parteitag feiere, während Hunderttausende Menschen vor einem Hurrikan flüchten müssten.
Ölförderung eingestellt
Im Golf von Mexiko, in dem ein Viertel des US-Rohölbedarfs produziert wird, kamen wegen des herannahenden Sturms drei Viertel der Förderung zum Erliegen. Viele der Arbeiter auf den 4000 Bohrinseln in dem Gebiet wurden vorsorglich evakuiert. Durch die Ausfälle könnte der Ölpreis wieder steigen. (kas)