Massenflucht aus Abidjan
18. März 2011Der Busbahnhof von Abidjan ist überfüllt. Verzweifelte Menschen versuchen, die Metropole zu verlassen – bepackt mit Lebensmitteln, Kleiderbündeln und Hausrat. Die Fahrpreise seien doppelt bis dreimal so hoch wie üblich, ist in der ivorischen Presse zu lesen. Die Angst vor den Soldaten des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo treibt die Menschen aus der Stadt. Denn Gbagbos Truppen werden immer gewalttätiger. Am vergangenen Donnerstag feuerten sie Raketen auf einen belebten Marktplatz – dabei starben mindestens 25 Menschen.
Die Hafenstadt Abidjan ist eines der Zentren der Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern Gbagbos und des von der internationalen Gemeinschaft unterstützten Alassane Ouattara, der als Sieger aus den Präsidentenwahlen Ende November 2010 hervorgegangen war. Seit Beginn des Konfliktes sind bereits mehr als 400 Menschen getötet worden.
Zulauf für Gbagbos Truppen
Nach BBC-Berichten sollen inzwischen tausende junge Männer einem Aufruf Gbagbos gefolgt sein, seine Armee zu verstärken und den Widersacher Ouattara zu bekämpfen. Der wird vor allem von Rebellen im Norden des Landes unterstützt. Insgesamt sollen in der Elfenbeinküste bereits 500.000 Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen sein. Rund 100.000 überquerten die Landesgrenzen und suchen jetzt in den Nachbarländern Ghana und Liberia Schutz. Insbesondere Liberia ist allerdings kaum in der Lage, die Flüchtlinge zu versorgen. Das Land ist arm und hat sich darüber hinaus noch nicht von den langen Jahren des eigenen Bürgerkrieges erholt.
Mehr internationale Flüchtlings-Hilfe
Unterdessen hat Deutschland seine Hilfe für die Flüchtlinge der Elfenbeinküste erhöht. Für die Notversorgung der Schutzsuchenden in Liberia erhält das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) weitere 500.000 Euro, wie das Ministerium am Dienstag in Berlin mitteilte. Damit sollten die Menschen mit Hilfsgütern wie Decken, Küchensets und Notunterkünften versorgt werden. Seit Jahresbeginn hat die Bundesregierung damit insgesamt rund 1,3 Millionen Euro für die Menschen bereitgestellt, die von der Gewalt in der Elfenbeinküste betroffen sind.
Kritik an Blauhelmen
Unterdessen wächst die Kritik an der etwa 10.000 Mann starken UN-Truppe in der Elfenbeinküste. Die Ouattara-freundliche
Tageszeitung "Le Patriote" schrieb, die UN-Mission befasse sich nur mit der "makabren Aufzählung" der Toten, mache aber nichts, um die Gewalt zu beenden, obwohl der Schutz der Zivilbevölkerung zu ihrem Mandat gehöre.
Autorin: Nicola Reyk (dpa, epd, afp)
Redaktion: Thomas Kohlmann