Massenfestnahmen bei Anti-Putin-Demonstration
14. April 2007Mit massiver Gewalt hat die russische Polizei eine nicht genehmigte Oppositionskundgebung in Moskau aufgelöst und mindestens 250 Demonstranten festgenommen. "Sie haben auch auf Großmütter und andere Rentner eingeschlagen", sagte der Parlamentsabgeordnete Wladimir Ryschkow am Samstag (14.4.07). Einer der Organisatoren, der frühere Schachweltmeister Garri Kasparow, wurde wegen "offen provokativer Handlungen" festgenommen. An der Protestkundgebung gegen die Politik von Präsident Wladimir Putin nahmen mehrere tausend Menschen teil.
Proteste gegen Festnahmen
Vor dem Polizeigebäude, in dem Kasparow am Nachmittag verhört wurde, gab es blutige Szenen. "Die Sicherheitskräfte griffen sich einzelne Demonstranten heraus und schlugen mit brutaler Gewalt auf sie ein", berichtete eine Augenzeugin. Etwa 100 bis 200 Menschen forderten die Freilassung Kasparows sowie anderer festgenommener Oppositionsanhänger und Journalisten. "Nieder mit dem Polizeistaat" und "Wir wollen ein anderes Russland", riefen die Demonstranten.
Die Opposition wirft Putin eine zunehmende Einschränkung der Menschenrechte vor den Parlaments- und Präsidentenwahlen im Winter vor. Das Oppositionsbündnis "Das andere Russland" rief auch in der Stadt St. Petersburg trotz Behördenverbots zu einem Marsch der Dissidenten für Sonntag (15.4.07) auf.
Auch Journalisten betroffen
Die Behörden brachten Kasparow am Samstagnachmittag von der
Polizeistation zu einem Gericht im Stadtzentrum. Nach offiziellen
Angaben wurden bis zum frühen Abend in Moskau 250 Menschen in Polizeigewahrsam genommen, wie der Radiosender "Echo Moskwy" berichtete.
Mehrere russische und ausländische Journalisten wurden vorübergehend festgenommen, darunter auch zwei Mitarbeiter des deutschen Fernsehsenders ZDF. "Der Machtapparat handelt schwer paranoid", kritisierte Putins früherer Wirtschaftsberater Andrej Illarionow den Einsatz von offiziell 9000 Polizisten in Moskau.
Streng nach Gesetz
Der Moskauer Polizeisprecher Viktor Birjukow rechtfertigte das
Vorgehen der Einsatzkräfte. Alle Beamten hätten sich streng an die
russischen Gesetze gehalten, sagte Birjukow am Nachmittag.
Vom Puschkin-Platz zogen einige tausend Menschen mit Fahnen der Opposition zum etwa zwei Kilometer entfernten Turgenjew-Platz. Die Polizei drängte einen Teil der Demonstranten in eine Seitenstraße ab. Dort kam es zu zahlreichen Festnahmen.
Am Turgenjew-Platz, wo die Behörden eine Oppositionskundgebung erlaubt hatten, versammelten sich etwa 1000 Demonstranten. Der frühere Regierungschef Michail Kasjanow forderte faire Parlaments- und Präsidentenwahlen. "Wir erreichen einen Kurswechsel mit Wahlen. Aber es müssen ehrliche und freie Wahlen sein und nicht nur deren Nachahmung", sagte Kasjanow auf dem Turgenjew-Platz. Kurze Zeit später drängte die Polizei die Zuhörer vom Platz und erklärte die Veranstaltung für beendet. (kas)