Ungarn für Autonomie in Siebenbürgen
27. Oktober 2013Die Ungarn in Rumänien nennen sich selbst "Szekler" und ihre Heimat das "Szeklerland". Dieses "Szeklerland", eine verarmte Region im rumänischen Siebenbürgen oder auch Transsilvanien, ist das Hauptsiedlungsgebiet der Minderheit von geschätzt 1,2 Millionen Magyaren und dafür wollen sie eine Selbstverwaltung erreichen. Zwischen den Dörfern Chichis und Bretcu bildeten 100.000 Ungarn am Sonntag eine 45 Kilometer lange Menschenkette. In zahlreichen Gemeinden marschierten sie in traditionellen Trachten und Gewändern auf. Zehntausende Menschen in Rumänien und auch in Ungarn solidarisierten sich mit den Protesten.
Organisiert wurden diese Großkundgebungen gemeinsam von der gemäßigten rumänischen Ungarn-Partei UDMR und kleineren radikaleren Gruppen. In Budapest und in anderen Städten Ungarns demonstrierten Tausende auf Initiative von Anhängern der rechtsnationalen Regierung, unterstützt auch von der linksliberalen Opposition. Der Aufmarsch endete vor der rumänischen Botschaft in Budapest.
Nationalistische Erregung
Die Lage der in Rumänien lebenden ethnischen Ungarn ist Wahlkampfthema im benachbarten Mutterland. Dort erhofft sich der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orban bei der Parlamentswahl im nächsten Frühjahr viele Stimmen der Auslandsungarn. Diese genießen in Ungarn ein aktives Wahlrecht.
Der Vorsitzende des "Nationalen Rats der Szekler", Balazs Izsak, verlangte in einer Proklamation die territoriale Autonomie für diese Karpatenregion und drohte widrigenfalls mit "zivilem Ungehorsam". Die Ungarn befürchten, dass ihr Siedlungsraum durch eine geplante Verwaltungsreform zerstückelt und Gebieten mit mehrheitlich rumänischer Bevölkerung angegliedert wird. Sie kämpfen für nationale Identität und größere wirtschaftliche Chancen.
Die Demonstrationen vom Sonntag folgten einer Szekler-Tradition, nach der im Herbst stets des lokalen Helden Aron Gabor (1814-1849) gedacht wird, der im ungarischen Freiheitskampf gegen die Habsburger fiel. Rumäniens Senatspräsident Crin Antonescu bezeichnete es als inakzeptabel, wenn in Rumänien die Bildung einer ethnischen "Enklave" auch nur "simuliert" werde. Der liberale Politiker gilt als schärfster Nationalist in Rumäniens Regierung.
SC/det (dpa, APE)