Mario und Mats in neuen alten Farben
14. August 2016
Rekordmeister, Rekordpokalsieger, Rekordumsatz, Rekordgewinn, Rekordtorschützen, ewige Bundesligatabelle - immer ist es hier der FC Bayern, der die deutschen Fußball-Statistiken anführt. Ganz anders im Supercup. Im Duell zwischen Meister und Pokalsieger hat Borussia Dortmund die Nase vorn. Fünfmal durfte sich der BVB bisher feiern lassen, genau genommen sogar sechsmal, aber nicht immer galt der Sieg bei diesem Wettbewerb als offizieller Titel. Die Bayern dagegen werden hier nur mit vier beziehungsweise fünf Erfolgen geführt.
"Wir sind heiß und wollen das Ding auf jeden Fall gewinnen", sagte denn auch Weltmeister Thomas Müller, fügte aber gleich an: "Auch wenn es in dieser Spielzeit wichtigere Spiele gibt." Der Supercup (20:30 Uhr MESZ) liegt am Ende der Vorbereitungszeit für die neue Saison, die Nationalspieler sind nach der Europameisterschaft längst nicht wieder auf voller Höhe, die Neuen noch nicht komplett integriert. Deshalb ist der sportliche Wert recht überschaubar.
Hummels rechnet mit Pfiffen
Dennoch - es geht um einen Titel und vor allem um eine Nagelprobe: Wie werden die beiden "Rückkehrer" mit ihrer Situation umgehen? Mario Götze, nach drei eher glücklosen Jahren in München gerade zurück in Dortmund, muss sich wohl erst wieder Kredit bei den BVB-Fans erspielen. Mats Hummels, nach achtjährigem Gastspiel in Dortmund jetzt wieder bei seinem Jugendverein FC Bayern unter Vertrag, wird sich einiges anhören müssen von den Dortmunter Anhängern in deren Stadion.
"Es wird sicher einige Leute geben, die mich nicht so gut empfangen werden", schwant es Hummels im Vorfeld der Partie, "aber das ist auch nachvollziehbar. Ich werde die Zeit dort immer wertschätzen, auch wenn ich bei den nächsten 15 Mal in Folge ausgepfiffen werde." Deeskalation vor der Rückkehr ins Dortmunder Stadion.
Was er dann noch anfügt, ist jedoch ein weiterer Stachel in die Dortmunder Herzen: "Bayern München gehört zu den drei besten Mannschaften der Welt." Heißt: Dortmund gehört nicht zur absoluten Elite, auch wenn es mancher Fan dort gerne anders hätte. Hummels will Titel gewinnen, und das geht in München leichter. Und eines Stammplatzes in der Abwehr beim Rekordmeister kann er sich auch sicher sein. Er und Jérôme Boateng in der Nationalmannschaft gelten als eines der besten Innenverteidiger-Duos weltweit. Nun können die beiden ihre Zusammenarbeit auch im Liga-Alltag fortsetzen.
Spießrutenlaufen oder Willkommensparty für Götze?
Keinen Stammplatz hatte Mario Götze beim FC Bayern. Vor drei Jahren für 37 Millionen Euro als größtes deutsches Talent aus Dortmund nach München geholt, konnte sich der WM-Sieg-Torschütze unter Trainer Pep Guardiola nie durchsetzen. Und auch dessen Nachfolger Carlo Ancelotti machte Götze offenbar keine Hoffnungen. Deshalb nun die Rückkehr zum BVB, wo der 23-Jährige nicht allen willkommen ist.
So wird es spannend sein zu beobachten, wie der Heimkehrer aufgenommen wird von der schwarz-gelben Gemeinde. Die Verbitterung ist noch groß. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bedauert inzwischen, vor drei Jahren seine Enttäuschung allzu ungehemmt artikuliert zu haben: "Ich habe noch nie verstanden, warum er über die Jahre so angefeindet wurde. Mario hat sich absolut nichts zuschulden kommen lassen, außer, dass er uns zu unserem Entsetzen verlassen hat."
Jetzt hat Götze die Möglichkeit, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Mit ihm im Kader war Dortmund zuletzt noch zweimal Meister geworden, hatte den Pokal gewonnen. Vielleicht geht die Titelsammlung nach seiner Rückkehr mit dem Supercup weiter. Und Bayern müsste sich weiter damit abfinden, mal ein Ranking nicht anzuführen.