1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

DFB-Team: Ter Stegen ante portas

Janek Speight Adaption: Stefan Nestler
20. März 2019

Läuft Marc-André ter Stegen DFB-Stammtorhüter Manuel Neuer im Nationalteam bald den Rang ab? Vielleicht schon gegen Serbien? In Spanien wird der Deutsche mit Lobeshymnen überschüttet - auch von den ganz Großen.

https://p.dw.com/p/3FKPI
Fussball Primera Division, King's Cup - Real Madrid - FC Barcelona 0:3
Fußball, Fussball,Saison 2018/2019,
Primera Division, King's Cup
Real Madrid - FC Barcelona 0:3
Bild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto/Alfaqui

Ende Februar bewies Marc-André ter Stegen einmal mehr, dass er inzwischen ein unverzichtbares Zahnrad in der Erfolgsmaschine des FC Barcelona ist. Mit seinen Superparaden entnervte der 26 Jahre alte deutsche Torwart der Katalanen im Clasico bei Real Madrid die Stürmer der "Königlichen" und hatte entscheidenden Anteil daran, dass Barca mit 3:0 gewann und ins Endspiel der Copa del Rey, des spanischen Pokals, einzog. Beim Stand von 0:0 rettete ter Stegen bereits zweimal glänzend gegen die jeweils allein vor ihm stehenden Real-Stürmer Vinicius Junior (Foto) und Karim Benzema. Doch sein Meisterstück lieferte er in der 62. Minute ab, als er einen Kopfball von Sergio Reguilon mit einer unglaublichen Flugeinlage noch parierte. Real Madrid dominierte, aber ter Stegen bügelte alle Fehler seiner in dieser Saison nicht gerade verlässlichen Vorderleute aus. Auch im folgenden Liga-Spiel in Madrid, das Barca mit 1:0 gewann, verzweifelten die Real-Stürmer an dem deutschen Torwart.

Mischung aus Kobra, Katze und Inspektor Gadget

Ter Stegen ist nur schwer zu überwinden. Wie eine wütende Kobra vergrößert er seine Körperfläche. Seine Reflexe erinnern an jene von Katzen, seine Armbewegungen an jene der Zeichentrickfigur Inspektor Gadget, der seine Gliedmaßen wie Teleskope ausfahren kann. Auch statistisch gehört er zu den besten Torleuten der Welt. Im Schnitt wehrt er 75 Prozent der Schüsse auf sein Tor ab - zum Vergleich: Manuel Neuer kommt aktuell auf lediglich 64 Prozent.

In Spanien wird ter Stegen mit Lob überschüttet. Einen "Messi mit Handschuhen" nannte ihn die spanische Sportzeitung "Marca". "Er spielt den Ball mit dem Fuß viel besser (als ich)", sagte Messi selbst. Und für Teamkollege Sergi Roberto ist ter Stegen schlicht der "beste Torhüter der Welt".

Löw: "Auch ter Stegen wird seine Chancen bekommen"

Schwerer tut sich frühere Torwart des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach damit, Bundestrainer Joachim Löw davon zu überzeugen, dass er und nicht Manuel Neuer in der deutschen Nationalmannschaft das Trikot mit der Nummer eins verdient. Im vergangenen Jahr hatte Löw noch erklärt, dass Neuer bis zur Europameisterschaft 2020 seine erste Wahl sei. Inzwischen scheint der Kampf um den Stammplatz im Tor wieder etwas offener zu sein.

"Manuel Neuer ist aktuell unsere Nummer eins", sagte Löw vor dem Testspiel gegen Serbien an diesem Mittwoch in Wolfsburg (Anstoß 20.45 Uhr MEZ, ab 20.30 Uhr im DW-Audio-Livestream), fügte jedoch hinzu, dass auch der 32 Jahre alte Kapitän "bei uns Leistungen bringen" müsse. Der Konkurrenzkampf gelte auch für die Torhüter-Position, so Löw: "Marc-André ter Stegen, der mittlerweile genauso auf Weltklasse-Niveau agiert, wird seine Chancen bekommen. Die werde ich ihm einräumen, dann wird man sehen."

Wie lange hält Neuers Ikonen-Status?

Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller, allesamt Weltmeister von 2014, hat Löw bereits aussortiert, doch Neuer scheint als Kapitän noch das Vertrauen des Bundestrainers zu genießen. Zumindest für den Augenblick. Als der FC Bayern in der vergangenen Woche in der Champions League mit 1:3 am FC Liverpool scheiterte, ging der erste Gegentreffer durch Sadio Mané eindeutig auf die Kappe Neuers. Ein Patzer, wie er dem Nationaltorwart früher zu seiner Glanzzeit niemals unterlaufen wäre.

Fußball Bundesliga FC Bayern München - Mainz 05
Manuel Neuers Zeit als Nummer eins im deutschen Tor könnte bald vorbei seinBild: Getty Images/AFP/C. Stache

Keine Frage, Neuer genießt den Status einer Torhüter-Ikone, die Frage ist nur: wie lange noch? In dieser Saison war ter Stegen bisher eindeutig der bessere Mann zwischen den Pfosten - und er meldet Ansprüche an. "Ich habe absoluten Respekt davor, was Manu für Deutschland bislang getan hat, er hat tolle Turniere gespielt", sagte ter Stegen kürzlich dem Online-Sender DAZN. "Aber ich möchte den Umbruch auch auf der Torwartposition vollziehen. Ich möchte Druck machen."

Erst kurz vor dem Spiel gegen Serbien will Nationaltrainer Löw nach eigenen Worten entscheiden, ob Kapitän Manuel Neuer zwischen den Pfosten steht oder Marc-André ter Stegen. Vielleicht beginnt die von Löw verkündete "neue Zeitrechnung" ja auch im Tor bereits an diesem Mittwoch in Wolfsburg.

Ist Ter Stegen wirklich so gut?